Interview zu "Violence Unimagined" v. 07.04.2021 mit Schlagzeuger und Gründungsmitglied Paul Mazurkiewicz

  

- von Erik als perfekter Ergänzung, der Emulation vom Dave Lombardo-Style, verrückten Songs und technisch durchgeknallten Alben, sowie dem brutalen Cover, auf dem die Frau das Kind hält und es auseinanderreißt -

  

Die ungekrönten Könige des Death Metal CANNIBAL CORPSE, haben mit ihrem neuesten Brachialwerk "Violence Unimagined" ein ultimatives Referenzwerk in Sachen extremem, technischem Todesstahl am Start. Das 1988 gegründete, aus Tampa, Florida und Portland, Oregon stammende US-amerikanische Fivepiece, hat in der Vorbereitungsphase zu Album Nummer 15 Haus- und Hof-Produzent Erik Rutan (HATE ETERNAL) zum neuen Lead Gitarristen erkoren. Rutan löste den, 1997 zur Band gestoßenen Gitarristen Pat O'Brien (ex-CEREMONY, ex-NEVERMORE), welcher nach einer bizarren Reihe von Ereignissen im Dezember 2018 verhaftet wurde, bereits einen Monat später als Live-Gitarristen ab. Am 01.02.2021 wurde Erik Rutan, der die fünfte CANNIBAL CORPSE-Scheibe in Folge produzierte, erstmalig seine verschwurbelten Gitarrenspuren einspielte und drei komplette Songs zu "Violence Unimagined" beisteuerte, ganz offiziell als vollwertiges Mitglied der altehrwürdigen Death Metal Ikone bekannt gegeben. Einer der vielen Gründe für LACK OF LIES mit Drummer und Gründungsmitglied Paul Mazurkiewicz zu skypen, um sich in Sachen "Violence Unimagined" und CANNIBAL CORPSE auf den neuesten Stand bringen zu lassen.

CANNIBAL CORPSE - Violence Unimagined
Streetdate: 16.04.2021 / Metal Blade

LACK OF LIES (LOL): Hey Paul, wie geht es euch zu dieser sehr bescheidenen Corona-Zeit? Ich hoffe, ihr seid alle wohlauf.

 

Paul: Ja bei uns ist alles gut und bei dir?

 

LOL: Hier ist zum Glück auch alles gut! Erst einmal Glückwunsch zu eurem 15.  Album "Violence Unimagined"! Es ist mal wieder ein deftiges Full Metal Package aus Power, Gewalt und technischer Perfektion geworden. Kein Wunder für eine Top-Death-Metal-Band, die seit 33 Jahren existiert. Ihr erfindet euch jedes Mal neu...

 

Paul: Ja, vielen Dank! Ich mein wir machen das bereits seit 32 Jahren. Es sind eigentlich erst 32 Jahre...erst am Ende des Jahres werden es 33 Jahre sein. Da kann man das schon erwarten. Unsere Technik hat sich verbessert, auch was die Komplexität anbetrifft. Wir sind ebenfalls progressiver geworden. Das neue Album kommt nächste Woche raus und wir sind schon sehr gespannt, wie die Fans darauf reagieren werden.

 

LOL: Also ich für meinen Teil kann nur sagen, dass "Violence Unimagined" eine ultimative und perfekte Technik aufweist. Garstige, ineinander verschlungene Gitarren, ein vielschichtiges Drumming, Crossplay, brutale Power, ein enormes Potenzial an Gewalt und derbe Vocals. Mir gefällt’s! Du warst derjenige, der auf die Idee kam, dass neue Album "Violence Unimagined" zu nennen...

 

Paul: Ja, genau. Ich wollte etwas richtig Extremes. Etwas, das zu CANNIBAL CORPSE passt. Ich wollte unbedingt das Wort "Violence" im Albumtitel haben. Wir haben das Wort, das ja eigentlich perfekt in das CANNIBAL CORPSE Konzept passt, noch für keinen Song und keines unserer Alben verwendet. Eigentlich merkwürdig, dass wir es noch nie benutzt haben. Ich hatte das Wort "Violence" in den Raum geworfen und alle fanden es klasse. Dann habe ich ein wenig hin und her überlegt, mit Worten jongliert und landete letztlich bei "Violence Unimagined", was ja super zum CANNIBAL CORPSE Konzept passt. Die Jungs waren begeistert und der Titel für die Scheibe stand.

CANNIBAL CORPSE - Violence Unimagined
Paul Mazurkiewicz (Photo: Alex Morgan)

LOL: Haben eure Lyrics dieses Mal einen Bezug zu bestimmten Ereignissen?

 

Paul: Nein, eigentlich nicht. Unsere Lyrics sind in der Regel immer fiktiv gehalten. Natürlich haben "Inhumane Harvest", "Murderous Rampage" oder der Song "Condemnation Contagion", den Erik geschrieben hat, einen gewissen Bezug zur Realität. Aber sie spiegeln eher versinnbildlicht wider, was so alles auf der Welt passiert. Da gehen wir auf kein spezielles Ereignis ein. Es muss nur extrem sein und zu CANNIBAL CORPSE passen.

 

LOL: Erik (Rutan) hat Pat (O'Brien) an der Gitarre abgelöst und nahm seine derben, richtig schön verschwurbelten und straffen Leads zum ersten Mal für CANNIBAL CORPSE auf. Da er, als euer langjähriger Produzent, Soundengineer und Mixer ohnehin schon lange als inoffizielles sechste Mitglied der Band galt, dürfte sein Einsatz als vollwertiges Mitglied der Band nicht allzu viel Veränderung mit sich gebracht haben, oder?

 

Paul: Nun, er hat jetzt eben noch mehr Arbeit. Nicht nur das Studio, sondern auch das Songwriting. Er muss seine Gitarrenspuren einspielen, sich zusätzlich auf unsere Bedürfnisse und gewisse Bandbelange konzentrieren. Er ist Vollprofi und er weiß genau was er macht. Wir kennen uns bereits seit 30 Jahren. Er hat unsere letzten fünf Alben produziert. Er weiß, was wir wollen, gibt seinen Senf dazu und ergänzt uns auf exzellente Weise. Erik ist ein absolutes Arbeitstier, das niemals müde wird. Er hat sich dieses Mal noch intensiver in das Bandgeschehen integriert, und drei komplette Songs für "Violence Unimagined" geschrieben ("Condemnation Contagion", " Ritual Annihilation" und "Overtorture" / Anm. d. Verf.). Das hat schon eine immense Gewichtung und ich bin wirklich glücklich Schlagzeug zu einem anderen Gitarristen zu spielen. Das ist ziemlich cool und aufregend. Eine echte Herausforderung. Erik schreibt absolut verrückte Songs und Riffs. Es war richtig ihn mit reinzunehmen. Er hat seinen eigenen Geschmack und seine eigene Sichtweise bei CANNIBAL eingebracht. Alles in allem war das ein nahtloser Übergang.

 

LOL: Ihr konntet sein Mana Recording Studio für eure Vorproduktion nutzen, anstatt eure regulären Proberäume. Das war sicherlich sehr bequem und hilfreich...

 

Paul: Wir haben bislang noch nie das eigentliche Studio für die Vorproduktion genutzt. Die vorherigen Preproductions fanden immer in den Proberäumen statt. Ich habe damit kein Problem alles in den Proberäumen zu machen, ich fühle mich dort wohler mit der Technik. Du spielst dort Monat für Monat und dann gehst du für eine kurze Zeit ins Studio. Das Gute daran, die Vorproduktion im Studio zu machen war, dass ich mich ganz allmählich daran gewöhnen konnte, überhaupt wieder im Studio zu sein. Da hast du schon recht, denn normalerweise spielst du das erste Mal bei den tatsächlichen Aufnahmen im Studio. Somit hatte das durchaus seine Vorteile. Das Drumset war aufgebaut, wir haben die Vorproduktion ein, zwei Monate vor den eigentlichen Aufnahmen gemacht. Da bekommst du natürlich auch ein gutes Studio-Feeling. Das hat sich anderes angefühlt und war ein klarer Zugewinn. Natürlich hatten auch unserer Preproduction Demos eine bessere Qualität, als wenn wir diese in den Proberäumen aufgenommen hätten. Ich meine Erik war da, das Schlagzeug war aufgebaut, wir konnten das komplette Equipment nutzen. Das hat alles prima funktioniert.

CANNIBAL CORPSE - Violence Unimagined
Photo: Alex Morgan

LOL: Aber ihr konntet das Album wegen dieser nervigen Corona-Situation nicht komplett gemeinsam fertigstellen. Alex (Webster; Gründungsmitglied und Bassist / Anm. d. Verf.) lebt ja im Nordwesten der USA. Irgendwann wurden alle Flüge gecancelt und er konnte nicht mehr zu euch stoßen. Wie seid ihr mit der Situation zurechtgekommen?

 

Paul: Oh, das lief wirklich prima. Dass Alex seine Bassspuren nicht mit uns zusammen aufnehmen konnte, war natürlich einer der großen Unterschiede im Aufnahmeprozess. Aber Alex kann das problemlos aus der Ferne tun. Er hat sein Homestudio in Portland, Oregon und sämtliche technischen Voraussetzungen. Er hat das zuvor schon so gemacht. Natürlich sind das nicht die allerbesten Voraussetzungen, aber das hatte im Endeffekt keinen Einfluss auf das Endprodukt. Zu einem besseren Zeitpunkt wäre er mit uns im Studio gewesen, hätte seine Bassspuren aufnehmen und seine Songs überschauen können, aber das sind eher Nebensächlichkeiten, die wie gesagt keinen Einfluss auf das Album hatten. Selbstverständlich hätten wir es vorgezogen, alle gemeinsam aufzunehmen. Das wäre wesentlich einfacher gewesen, aber wir wissen, dass es funktioniert und können uns auch künftig auf die entsprechende Situation einstellen, obwohl ich hoffe, dass das in der Zukunft in dieser Form nicht mehr vorkommt. Aber man weiß ja nie. Wir hätten Alex gerne die gesamte Zeit über hier gehabt und ich weiß natürlich, dass auch er gerne mit dabei gewesen wäre.  Aber es ist nun mal wie es ist. Im Endeffekt hat alles gut hingehauen. 

 

All Photos by Alex Morgan

 

LOL: Was kannst du mir ansonsten über das Erstellen der Musik und der Texte sagen? Hat sich denn diesbezüglich sonst noch etwas geändert?

 

Paul: Nun, wir schreiben ziemlich individuell. Jeder schreibt seine eigenen Songs. Das ist für mich daher nicht so einfach zu beantworten. Der einzige, mit dem ich im Vorfeld näher zusammengearbeitet habe, war Rob (Barrett; guitars / Anm. d. Verf.). Er arbeitet auf ziemlich traditionelle Art und Weise, schreibt seine eigenen Riffs und bringt sie mit in den Proberaum. Gemeinsam mit mir funktioniert das prima. Da kann es schon mal vorkommen, dass er nur drei Riffs im Gepäck hat, an denen wir dann rumschrauben und mal schauen was passiert. Rob und meine Arbeitsweise wirkt dadurch sehr organisch. Bei Alex und Erik sieht das ein wenig anders aus. Da bekommen wir die fertigen Songs als mp3. Sie sagen uns, wie sie die Drums gerne hätten. Da sind die Songs im Prinzip schon komplett im Kasten. Anschließend kommen wir alle zusammen und feilen noch an Kleinigkeiten. Dieses Mal habe ich lediglich für zwei Songs die Texte geschrieben. Normalerweise sind es wesentlich mehr. Erik hatte schon die Lyrics für drei Songs beigesteuert, also habe ich meine Texte zu einem Song von Rob und zu einem von Alex (insgesamt vier beigesteuerten / Anm. d. Verf.) Tracks geschrieben. Wenn wir den Songtitel und die Musik haben, überlege ich mir, worauf die Story hinauslaufen soll. Worum geht es bei meinem Song "Murderous Rampage" (blutrünstiger/mörderischer Amoklauf), den ich für Rob geschrieben habe? Der Titel ist ja eigentlich selbsterklärend. Da geht es nur noch um die Details. Ein blutrünstiger Amoklauf ist natürlich ein sehr breitgefächertes Themenfeld. Da kommt einem eine Menge in den Sinn, während man am Schreiben ist. Dann habe ich noch die Lyrics zu "Cerements of the Flayed" (Leichentuch der Gehäuteten) geschrieben. Der Song stammt von Alex. Er sagte zu mir: „Hey, ich möchte ihn "Cerements of the Flayed" nennen. Auf dieser Idee soll der Song aufbauen!“ Und ich meinte: „O.k. prima, ich werde mir Mühe geben.“ Es erleichtert meine Arbeit, wenn ich den Titel kenne, weiß in welche Richtung der Track gehen soll und ich nur noch die passenden Lyrics einschieben muss. Die anderen arbeiten wahrscheinlich auf die gleiche Weise. Es kann durchaus vorkommen, dass bei einem Song mal ein Drumpart, eine Harmonie oder der Flow bei Georges‘ Text nicht funktioniert und umgeschrieben werden muss, aber wir wissen schon ganz genau, wie es sich im Endeffekt anhören soll. Die meisten Änderungen betreffen eigentlich eher das Feintuning. Manchmal gehst du aber auch ins Studio, alles passt perfekt zusammen und es klingt sogar noch besser, als du es erwartet hast. Aber ich würde schon sagen, dass die Tracks zu 95 % stehen, sobald wir ins Studio gehen.

 

LOL: Wenn ich dich jetzt fragen würde, woher du deine Inspiration nimmst, würdest du wohl antworten: „Von mir selbst!“

 

Paul: Da liegst du richtig. Zu 100 %. Speziell was die Texte anbetrifft, aber auch in Bezug auf die Musik. Wir leben das schon so lange. Das ist ein Teil von uns. Wenn ich persönlich Texte schreibe, dann gehe ich in mich und tauche tief in meine Vorstellungskraft ein, suche nach einem Titel, nach einem Song, worum es dabei geht. Die Inspiration beziehen wir aus uns selbst.

CANNIBAL CORPSE - Violence Unimagined
Photo: Alex Morgan

LOL: Wie hat das alles angefangen? Ich meine, wer waren die ersten inspirativen Quellen deiner Kindheit, bzw. deiner Jugend?

 

Paul: Nun, in erster Linie natürlich all die Bands, mit denen wir aufgewachsen sind. Und natürlich die ganzen Metal Bands der 80er.

 

LOL: Gibt es da einen speziellen Schlagzeuger, den du nennen würdest?

 

Paul: Ja, Dave Lombardo war derjenige, dem ich nachgeeifert habe. Es gab eine Menge großartiger Schlagzeuger, denen ich gerne zugehört habe, bevor ich selbst einer von ihnen wurde. Natürlich Lars Ulrich (METALLICA), Charlie Benante (ANTHRAX), Neil Peart (RUSH)..., das sind alles wahnsinnig gute Drummer. Als SLAYER auf der Bildfläche erschien, haben sie das Ganze noch mal auf eine ganz andere Ebene gehoben. Ich fand die damals absolut genial. Natürlich sind wir immer noch große SLAYER-Fans und die ersten Alben "Show No Mercy" (1983), sowie "Hell Awaits" (1985) sind schon echt top, aber ich werde nie vergessen, als ich zum ersten Mal "Reign In Blood" (1986) hörte. Ich meine jeder Heavy Metal Musiker wird dir bestätigen, dass "Reign In Blood" eines ihrer besten Alben ist. Dave war für mich ein Gott. So wollte ich Schlagzeug spielen. Der Dave Lombardo-Style auf dieser Platte hat sich doch sehr von dem auf "Hell Awaits" oder "Show No Mercy" unterschieden. Er hat das Ganze perfektioniert und auf ein neues Level gehoben. Das war der Wahnsinn. Das wollte ich von nun an emulieren. Das war ein prägender Moment für mich und offensichtlich auch ein prägendes Album für eine ganze Menge Leute. Sein Schlagzeugspiel ist der absolute Wahnsinn und auf diesem Album war es noch viel unglaublicher.

 

LOL: Wie würdest du selbst die Entwicklung deines Drumplays von den Anfängen bis heute beschreiben? Wo siehst du da die Hauptunterschiede?

 

Paul: Nun, ich denke, dass ich wesentlich präziser und zielstrebiger geworden bin. In den Anfangstagen haben wir primär auf Aggression gesetzt. Wenn du dir die "Eaten Back To Life" anhörst..., ich meine das ist ein wildes, unkontrolliertes Chaos....vielleicht auch ein kontrolliertes Chaos. Über die Jahre habe ich viel und auf unterschiedliche Weise am Feintuning meines Schlagzeugspiels gearbeitet. Zum Beispiel die Klick-Tracks in den gesamten Schreibvorgang und in die Aufnahmen einzubringen, als wir die "Evisceration Plague" (2009) aufgenommen haben. Das ist jetzt etwas über zehn Jahre her und war für mein Schlagzeugspiel natürlich sehr hilfreich. Das hilft dir straffer und genauer zu werden, exakt im Takt und in der Zeit zu bleiben. Über die Jahre haben wir unser Songwriting in jeglicher Hinsicht verbessert, klingen nicht mehr so zerfahren oder primitiv. Wir sind zwar noch immer die gleiche Band geblieben, haben uns aber in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt. Mein Drumming ist viel klarer strukturierter, es passt alles besser zusammen...

CANNIBAL CORPSE - Violence Unimagined
Photo: Alex Morgan

LOL: Auch technischer würde ich sagen...

 

Paul: Ja, auch technischer. Das war es in den Anfangstagen nicht. Wenn du dir die ersten Alben anhörst wirst du dort auch fündig werden, aber nicht in dem Sinne, wie wir in den späteren Jahren an das Songwriting herangegangen sind. Die neueren Alben sind wirklich technisch durchgeknallt. Verrückte Songs. Wenn ich mir die Lieder heute anhöre, denke ich oft, was für einen Wahnsinn wir da praktiziert haben. Ganz anders als in den frühen Jahren.

 

LOL: Im Jahr 2021 verlangen die Leute das aber auch...

 

Paul: Wir werden immer CANNIBAL CORPSE bleiben. Das ist das Gute daran. Ich meine, du kannst dir das erste bis zum letzten Album anhören und kannst unsere Fortschritte mitverfolgen, aber gleichzeitig auch immer heraushören, dass es CANNIBAL CORPSE sind. Natürlich hört man dem neuen Stoff an, dass er tighter und besser ist oder wie du es auch immer nennen willst. Aber es ist immer noch CANNIBAL CORPSE. Ich denke, wir wollten immer für uns selbst spielen, das Beste rausholen was geht und uns selbst damit gefallen. Wir hoffen dabei natürlich auch immer, dass unsere Fans damit einverstanden sind, was wir machen und was wir veröffentlichen. Sie haben das Vertrauen in und den Glauben an uns. Qualität war uns schon immer enorm wichtig. Das ist auch der Schlüssel zu unserem Erfolg; unter anderem in Deutschland.

 

LOL: Paul, jedes Mal lässt du dir neue Drumfiguren einfallen, welche die mörderische Atmosphäre von CANNIBAL CORPSE perfekt unterstützen. Dein Schlagzeugspiel ist vielschichtig aufgebaut, sehr abwechslungsreich und enorm kraftvoll. Das muss doch absolut anstrengend sein. Ich könnte mir im Leben nicht all die technischen Herausforderungen merken und das Ganze später live umsetzen.

 

Paul: Hahaha, ja da geht es mir nicht besser. Man wird nicht jünger. Je älter du wirst, desto schwieriger wird das alles. Physisch, wie Mental. Und wenn du dir das neue Material anhörst, wirst du schnell merken, dass es sehr anspruchsvoll ist. Da gehen so einige verrückte Sachen vor, bei denen ich mich sehr stark konzentrieren musste.

CANNIBAL CORPSE - Violence Unimagined
Photo: Alex Morgan

LOL: Ich würde einen Herzinfarkt bekommen...

 

Paul: Ja, haha. Es war nicht einfach. Einige dieser Songs waren echt schwer zu lernen. Das hat schon eine Weile gedauert. Manche Songs hast du schneller drauf. Da ist es viel leichter, das Konzept zu erfassen. Aber da gab es wirklich Songs, bei denen ich dachte: „Oh, mein Gott, ich brauche eine Ewigkeit, um mir die draufzupacken und zu verstehen, was da eigentlich abgeht.“ Das spiegelt das Album auch wider. Ich musste wirklich hart arbeiten. Durchhaltevermögen, Ausdauer, Geschwindigkeit und ja, auch um meinen Geist in gewissem Sinne in Form zu halten. Das wird auch für mich immer schwieriger.

 

LOL: Einmal mehr habt ihr zwei Coverartworks für das Album. Betrifft das eigentlich nur Deutschland oder gibt es dahingehend auch in den USA und in anderen Ländern Probleme? Und woher kommt diese Zensur eigentlich? Ich meine wir leben im Jahr 2021...

 

Paul: Rückblickend kann ich  nur sagen, dass wir natürlich gerne nur ein Cover gehabt hätten. Als wir das Artwork  mit Vince (Locke /Anm. d. Verf.) durchgegangen sind, hatten wir nur dieses eine Cover im Sinn. Das ist eigentlich lustig, weil du in dem Moment noch gar nicht daran denkst, dass es vielleicht zensiert werden könnte. Das brutale Cover auf dem die Frau das Kind hält und es auseinanderreißt, war unser Cover. Wir sind CANNIBAL CORPSE. Das ist es, was wir wollen. Das ist doch keine große Sache. Als wir es dem Plattenlabel zugesandt haben, haben die gesagt: „Geniales Artwork Jungs, aber damit werden wir Probleme kriegen!“ Also brauchten wir ein alternatives Cover. In deren Augen würde dieses Kunstwerk in Deutschland zensiert werden. In den Staaten lief das dieses Mal ziemlich rund. Es kann sein, dass der ein oder andere Store es mit diesem Artwork nicht in seine Riege aufgenommen hätte. Aber als Metal Blade uns mitteilten, dass wir ein alternatives Cover benötigen, war das eigentlich auch wiederum keine große Sache für uns. Vince musste dann eben ein weiteres Cover für uns entwerfen. Wir haben ihn von vornherein nur dieses eine Artwork entwerfen lassen, einfach darauf gehofft, dass es dieses Mal passen würde und die Rückmeldung vom Plattenlabel abgewartet. Letzten Endes haben wir auf diese Weise immerhin ein weiteres cooles Kunstwerk, das dazu passt.

 

LOL: Habt ihr euch mal überlegt eine Art Wendecover wie in einer Blu-ray zu machen oder das alternative Cover zusammen mit einem Artbook anzubieten, um das ganze Drama ein für alle Mal zu umgehen?

 

Paul: Ich glaube, das ist in der Vergangenheit bereits gemacht worden. Ich meine, in der US-Version kannst du das Album mit dem zensierten Cover kaufen und wenn du das Booklet rausholst, ziert selbiges die unzensierte Version. Das wird meiner Meinung nach der einzige Weg sein, wie man das in Zukunft handeln kann. Aber das überlassen wir alles dem Label. Am Anfang hatten wir sogar Bedenken, dass wir das brutale Kunstwerk überhaupt irgendwie mit reinpacken dürfen. Sogar bei der US-Version. Aber ich weiß schon was du meinst. Das gestaltet sich bei einer LP natürlich schwierig, aber würde bei den Old School Jewelcases gut funktionieren. Letzten Endes war es für uns nur wichtig, dass das Artwork irgendwo mit im Package enthalten ist.

 

LOL: Paul, ich möchte mich bei dir bedanken, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Ich wünsche euch allen viel Glück, Gesundheit natürlich, auch dass diese Corona Scheiße ein baldiges Ende findet und ihr wieder auf die Bühne zurückkehren könnt! Die letzten Worte dieses Interviews sollen dir gehören...

 

Paul: Ja, vielen Dank. Ich schätze das sehr. Hoffentlich sehen wir uns bald alle wieder. Danke an alle für den Support des Death Metals und CANNIBAL CORPSE über all die Jahre. Besorgt euch das neue Album. Ich denke, es wird euch gefallen…und nochmals vielen Dank für die Unterstützung!

 

(Janko)

 

George "Corpsegrinder" Fisher - Vocals

Rob Barrett - Guitar

Erik Rutan - Guitar

Alex Webster - Bass

Paul Mazurkiewicz - Drums

 

Tracklist:

01. Murderous Rampage (04:07)     

02. Necrogenic Resurrection (03:06)

03. Inhumane Harvest (04:32)

04. Condemnation Contagion (04:17)       

05. Surround, Kill, Devour (04:10) 

06. Ritual Annihilation (03:48)       

07. Follow the Blood (04:39)

08. Bound and Burned (04:04)       

09. Slowly Sawn (03:30)       

10. Overtorture (02:28) 

11. Cerements of the Flayed (04:07)

        

TT: 42:48 Minuten

 

Anspieltipps: Cerements of the Flayed; Inhumane Harvest; Surround, Kill, Devour; Bound and Burned; Slowly Sawn

Inhumane Harvest:

 

Murderous Rampage:

 

Condemnation Contagion (Erik Rutan guitar playthrough):



 

 

Das meint LACK OF LIES zum 2023 erschienenen "Chaos Horrific"





 

 

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