AMON AMARTH - Jomsviking

(Sony Music)

 

Bald 25 geschlagene Jahre hauen uns AMON AMARTH bereits ihren, von Wikinger Texten und nordischer Mythologie beeinflussten Melodic Death Metal um die Ohren. Der Bandname AMON AMARTH wurde J.R.R. Tolkiens Mittelerden Saga "Der Herr der Ringe" entliehen und bezeichnet im elbischen den "Schicksalsberg". Derweil kein bisschen müde geworden, veröffentlichen die Schweden mit "Jomsviking" ihr nunmehr zehntes Album. Das passende, äußerst gelungene Cover zeigt einen Jomswikinger vor regennasser Strand- und Meereslandschaft, der mit seiner blutverschmierten Streitaxt soeben einen Gegner niedergestreckt hat. Das Konzeptalbum um die Jomswikinger, welche ein legendärer, streng reglementierter und rachsüchtiger wikingischer Söldnerbund gewesen sein soll, ist ein in sich stimmiges, teils brutales, teils hymnisches Epos geworden. Es ist nicht wirklich erwiesen, dass diese Streitmacht, die um die südliche Ostseeküste ihr Unwesen getrieben haben soll wahrhaftig existierte, andererseits ist es aber auch nicht wiederlegt. Viele Sagen und Schriftstücke der damaligen Zeit ranken sich um diesen Bund, was es sehr wahrscheinlich macht, dass es die Jomswikinger tatsächlich gegeben hat. Für die excellente Megaproduktion zeigte sich Überproduzent Andy Sneap verantwortlich, der hier so klar und rein produzierte, dass man sogar nahezu die gesamten Textpassagen von Johan Hegg verstehen kann. Die Produktion klingt sauber, aufgeräumt aber zum Teil auch recht klinisch. Ein bisschen Dreck hier und da hätte mich jetzt nicht gestört, wobei man in diesem Fall wirklich jedes Instrument ultra fein und mit einer kaum zu beschreibenden Klarheit heraushört. Ich finde das hat gleichermaßen seinen Reiz. Die einzelnen Tonspuren sind perfekt aufeinander abgestimmt. Ob sich dies nun positiv oder negativ auf das Soundgerüst der "Wikinger" auswirkt, muss letzen Endes jeder für sich selbst entscheiden. Ich für meinen Teil stehe ja auf solche Produktionen, bei denen die Musik allerdings stets Gefahr läuft, ihre Seele zu verlieren. Dies ist im Falle, des 52:19 Minuten anklingenden "Jomsviking" meiner Meinung nach aber nicht geschehen, eher würde ich es als eine straight beibehaltene, klare Linienführung bezeichnen. Revolution und Evolution in Perfektion. Ein ganz natürlicher nächster Schritt. Feine, leider auch mal etwas zu verspielte Soli stehen im Kontrast zu harten, sägenden bis beißenden Gitarrenläufen, die diese urtümliche Atmosphäre unterschreiben, die dem Sound von AMON AMARTH seit jeher innewohnt. Auch der Bass diffundiert immer mal wieder kräftig durch die klar strukturierten Soundmembranen. Eine filigrane Technik, dazu das saubere, präzise Drumming von Gastschlagwerker Tobias Gustafsson (VOMITORY), das immer wieder die neue Marschrichtung vorgibt und den Rest der Rhythmusfraktion dabei bestens zu unterstützen weiß, obendrauf noch Johan Heggs kräftige, dunkel grollenden bis kreischenden Vocals, was will man mehr? Selbiges noch mit astrein ausgearbeiteten Hooklines garniert, welche stets in sich stimmig und fein herausgearbeitet sind. Aufgrund der vielen Breaks und oft vollzogenen Wechsel, hat man auch den Langeweilefaktor auf ein Minimum reduziert. Gerade die Gitarrenarbeit erinnert mich des Öfteren an die der Amott Brüder von ARCH ENENY zu Angela Gossow-Zeiten. Die Songs eignen sich jedenfalls hervorragend zum Abfeiern und Met heben. Ich bin jetzt schon zur Gänze davon überzeugt, dass "Jomsviking" einschlagen wird wie eine Bombe. Eingängige, vielseitige und dramaturgisch aufgebaute Hymnen, die mir in den ein oder anderen Sequenzen durchaus auch mal zu klar durchsegmentiert oder auch an ein paar wenigen Ecken und Enden zu verspielt sind, wirken unter Umständen schon mal ein wenig steril. Das passiert aber leider nahezu immer dann, wenn Richtung Kommerz geschielt wird. Ich kann die AMON AMARTH Fans allerdings beruhigen, denn noch sind die Skandinavier mit "Jomsviking" meilenweit von dem, was ich als reinen Kommerz bezeichnen würde, entfernt. Dafür gehen sie einfach zu brutal und kompromisslos zu Werke und warten bisweilen noch mit echten Überraschungsmomenten auf. Das kann sich natürlich immer schnell zugunsten der Massenkompatibilität ändern, muss es jedoch im Falle von AMON AMARTH gar nicht, da sich insbesondere durch ihre brutale Ader der Erfolg eingestellt hatte, was nun nicht mehr so leicht abzuschütteln ist. Solange sie den Druck und die Härte nicht missen lassen, ist für mich alles im Lot. Im Großen und Ganzen zeigen sich AMON AMARTH auf "Jomsviking" offener und breitgefächerter denn je, was selbiges zu einem wirklich durchdachten, erwachsenen Album avancieren lässt. Wer sich nicht nur auditiv, sondern auch visuell vom Können der Skandinavier überzeugen möchte, bekommt mit dem Video zum Opener "First Kill" eine wirklich gute Gelegenheit dazu. Als Anspieltipps würde ich des Weiteren die Wikinger Hymne "Raise Your Horns", das monumentale "One Thousand Burning Arrows", sowie den genial von Doro Pesch unterstützten, zehnten Track "A Dream That Cannot Be" nennnen. Als Bonustrack hat man auf das 11 Tracks fassende Digibook, nebst dem schönen Booklet, als zusätzliches Goodie noch den Bonustrack "Vengeance Is My Name" gepackt. Gleichzeitig wird es noch eine Viking Ship Edition geben, die hier zu bestaunen ist: https://s3.amazonaws.com/mno.products/38647/2b2d853d5d313971f72b2796f4dd3532.jpg

Meine Wertung: 84/100

 

www.amonamarth.com

 

Das Video zu "First Kill" findet ihr hier:

 

http://www.vevo.com/watch/USMBR1611812



 

 

- Wir bitten von der Übersendung nicht angeforderter Rezensionsexemplare in physischer Form abzusehen, da Wir diese in der Regel nicht bearbeiten Können -