MELANCHOLIC SEASONS - The Crypt Of Time

Eigenproduktion

- fünfte Wuchtbrumme der Frankfurter Death/Thrasher -


MELANCHOLIC SEASONS - The Crypt Of Time
VÖ: 01.05.2022 / Eigenproduktion

Wie am Frankfurter Flughafen herrscht auch bei den 1995 gegründeten Death/Thrashern MELANCHOLIC SEASONS ein reges Kommen und Gehen. So haben die Südhessen seit 2020, mit Brüllwürfel Kevin Kiesecker einen neuen Fronter am Mike, der die Fußstapfen des 2017 verstorbenen Sängers Björn Hoppe mehr als würdig auszufüllen vermag. Auch die Stelle des ehemaligen Bassisten Flo Meister wurde erst kürzlich wieder vakant, was das Vierergespann wieder zu einem Trio zurückschrumpfen ließ. Allrounder und einzig übriggebliebenes Gründungsmitglied Andi Henke musste sich also neben Gitarre, erneut um das Einspielen der Bassaxt und die Programmierung der Drums, zum kürzlich erschienenen neuen Vollwerk kümmern. Um es gleich vorwegzunehmen, mit "The Crypt Of Time" haben MELANCHOLIC SEASONS gegenüber den Vorgängern eine 180° Drehung hingelegt und sich damit endlich in den wohlverdienten Death/Thrash Olymp gezockt!

 

Das fünfte Eigengewächs "The Crypt Of Time" bietet dynamischen und groovigen Modern Melodic Old School Death/Thrash, der effektiv und intensiv aus den Endtöpfen föhnt. Die Drums aus der Konserve klingen fett und fleischig, die melodischen Gitarrenläufe klassisch trashy und nicht zu verkopft und der Gesang, ja der Gesang…unerbittlich, böse und abgebrüht! Kevin Kiesecker faucht tief aus seinen halbverwesten Eingeweiden heraus, wobei er sich ordentlich die Stimmbänder blutig raspelt. Die Lyrics zelebriert der Fronter überwiegend in englischer Sprache, wohingegen gerade die Härte der deutschen Sprache extrem geil zu Kevins rauem und grobschlächtigem Death Growling/Grumbling passt. Das dürfen die Frankfurter Jungs, die phasenweise auch Death'n'Roll-Attitüden mit in ihren authentischen und ernsthaften Death/Thrash Hybriden "The Crypt Of Time" haben einfließen lassen, liebend gern öfters bringen. Dabei sorgen die spitzenmäßig und abwechslungsreich ausgestalteten Arrangements grundsätzlich für Kurzweil. So manche Loops werden mir jedoch zu oft wiederholt. Hier hätte man für meinen Geschmack das nahezu einwandfreie Material an der ein oder anderen Stelle gerne ein wenig technischer ausgestalten dürfen. In Sachen Songwriting hat man aber immense Fortschritte gemacht, wobei ich mir gerade hinsichtlich des Gitarrenspiels (vor allem während der melodischen Passagen) etwas mehr Mut, hin zu anderen Spielweisen und Genres gewünscht hätte. Auch ein livehaftiger Schlagwerker hätte sicherlich für mehr Extravaganz im Drumplay gesorgt. Kevins unverkennbar gutturale Gesangsperformance, die ich in dieser dunklen, grobschlächtig triefenden Art und Weise auch noch nicht gehört habe, sind nämlich fast schon zu brachial für MELANCHOLIC SEASONS` eher klassisch ausgelegte musikalische Strukturen. Andererseits macht aber gerade diese "Diskrepanz" den Reiz an eben jener markant umgesetzten Kontrastierung aus. Solch ein derbes Deathkehlchen ist eben ein echter Glückstreffer! Das neue Songmaterial groovt in jedem Fall wie Sau und braucht sich keinesfalls vor Genregrößen in den Staub zu werfen. Musikalisch wie aus einem Guss, haben die Hessen auf straffe Arrangements, catchy Refrains und melodische Melodieführungen mit starken, zu keinem Zeitpunkt verfrickelten Soli gesetzt.

Alle Fotos © MELANCHOLIC SEASONS

 

Mit solch kernigen Groove-Monstern, wie "The Creation", "Unreal", "Balance Of Terror", der komprimierten, straighten und derben Thrash Nummer "Painful Truth" oder dem hymnischen "Burning Dreams", sowie einer exzellenten, homogen abgestimmten und druckvollen Produktion von Manuel Renner in den Überlärm Studios, können mich MELANCHOLIC SEASONS auf ihrer fünften Wuchtbrumme "The Crypt Of Time" beinahe restlos überzeugen. Dabei erinnern mich die deutsch gesungenen, absoluten Death-Bretter "Die Seuche" (ballert wie Sau) oder "Narbenkleid" (bester Song des Albums) sogar an, eines meiner Lieblingsalben, nämlich "Seelenwalzer" von RICHTHOFEN. Das gelungene und detailreiche Coverartwork von Maximilian Wagner (Cursedhand_Art) sticht sofort ins Auge und ist so richtig schön Old School gehalten (auch die Blume "sitzt" wie eh und je an ihrem angestammten Platz ;-)). Very nice! Inklusive Intro, Interludium und der beiden neu eingespielten Versionen zu "Dead-End Street" vom 2017er "Melancholia" Album und "Alles schon geschehen" vom 2018er Nachfolger "Martyrium", bietet das bockstarke "The Crypt Of Time" 15 satte Tracks, die das Verderben in 61:24 Minuten durch das Stundenglas sickern lassen…das nenne ich mal value for money!!!

 

Die Jungs suchen im Übrigen nach wie vor nach einem geeigneten Bassisten, wie auch einem Drummer. Wer also Lust und Zeit hat, sich mit der Musik des Trios (das liebend gerne wieder ein Quintett werden möchte) verbunden fühlt und aus dem Großraum Frankfurt kommt, sollte schleunigst bei den sympathischen Jungs vorstellig werden!

 

(Janko)

 

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LACK OF LIES - Wertung: 86/100

 

MELANCHOLIC SEASONS in der "The Crypt Of Time" Besetzung:

Kevin Kiesecker - Vocals

Andi Henke - Guitar, Bass, Progs.

Rene Glaser - Guitar

 

Tracklist:

01. The Imperfection Of...(Intro) (00:45)      

02. The Creation (02:55)

03. The Crypt Of Time (06:09)

04. Die Seuche (03:58)   

05. A New Identity (Graves In Mind Pt. 2) (06:25)         

06. Narbenkleid (03:40)  

07. Unreal (04:52)

08. Painful Truth (02:56)

09. Into Burning Dreams...(Intro) (00:47)     

10. Burning Dreams (03:32)     

11. Balance Of Terror (05:19)  

12. I Am December (Autumnsphere Pt. 2) (04:32)         

13. Dear Mr. Silence (05:46)    

14. Dead-End Street (v.2022) (05:55)

15. Alles schon geschehen (v.2022) (03:59) 

 

TT: 61:24 Minuten

 

Anspieltipps: Narbenkleid; Die Seuche; Painful Truth; Balance Of Terror


Die Seuche:








 

 

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