Streetdate: 23.11.2017 / Red2Grey
Streetdate: 23.11.2017 / Red2Grey

ARBOR IRA - Weltenfresser 

(Red2Grey)

 

ARBOR IRA, was aus dem Latein übersetzt so viel wie „Zorn des Baumes“ oder „Baumzorn“ bedeutet, sind in gewisser Weise eine Crossoverband aus Plauen in Sachsen. Ihr melancholischer Post Apocalyptic Gothic Doom Death Black Metal, mit weltschmerzverzweifeltem, extravagantem und anflehendem männlichen, wie auch weiblichen Klargesang, der bei Gitarrist und Sänger der bLUM noch über Death Grunting, bis hin zum leichten Black Metal Gekeife („Wundervolle Heilung“) reicht, ist zum Teil mit deutschen, zum Teil mit englischen Texten behaftet. Die Psycho Doom Dunkelhorde verkündet den ureigenen Weltschmerz ihres vierten Studiolongplayers „Weltenfresser“, in einer recht abwechslungsreichen, theatralischen Crossover Mischung, den sie als „Musik, die jeden Hoffnungsschimmer in Nichts auflöst...“ beschreibt. Der bLUMs‘ extraordinärer Gothic-Barden Klargesang wechselt, wie beim Einstiegssong und melancholischem Moritatenlied „Des Poeten Klage“, innerhalb der einzelnen Stücke häufig zu rauem, psychotisch verzweifeltem Gesang, der in diesem Falle astrein mit dem starken Riffing im Refrain korrespondiert. Früher oder später mündet sein Gesang jedoch zumeist in tiefergelegtem, sinisterem Death Growling. Der bLUM setzt sein Timbre vielseitig ein und gerät hierbei kaum einmal an seine Grenzen.

 

Track zwei, ist die schwermütige, englischsprachige Doom Death Nummer „Enslaved/Funeral Belt“, die mir, mit ihrem grimmig-rauchigem leprakranken Retro Todeshauch-Growling, das sich ab der Mitte des Tracks in END OF GREEN-ähnlichen Düster Rock Gesang wandelt, persönlich auf Dauer dann aber doch etwas zu ausufernd, langatmig und vor allem zu unspektakulär gehalten ist. Das anschließende „Die Vernunft der Anderen“, mit der unkonventionellen Spielweise von Bass und Percussion, erhält durch den melancholischen Einsatz des Cellos eine von Traurigkeit getragene Akustik. Auch wenn hier der Gesang von Gothic über Death bis hin zu verzweifelt manischem Gesang reicht, ist mir auch dieser Song nicht imposant und opulent genug, obschon das hinsichtlich der allgemeinen ARBOR IRA Thematiken aber sicherlich auch nicht anders gewollt ist.

Seit ARBOR IRA im Jahre 1999 aus der Taufe gehoben wurden, sind sie stets zugänglicher und weniger roh geworden. Das südwestsächsische Sextett, deren Gothic Doom/Death Nummern zum Teil gar mit einer gewissen Black Metal Note einhergehen, lässt indes auch Violine, Cello und Bratsche Einzug in ihre schaurigschöne Düsterorgie halten. Die sieben neuen Tracks haben Überlängen, wobei es das sinistere Gothic Doom/Death Stück „Taurus Divina“, mit seinen abgedrehten, angerissenen Violinensequenzen, als kürzester Song des Albums auf gerade mal 04:48 Minuten bringt. Der episch ausufernde Rausschmeißer „Wundervolle Heilung“ hingegen auf ganze 12:52 Minuten. Abwechslung wird bei ARBOR IRA also groß geschrieben und jeder einzelne Song erhält seine ganz individuelle Note. So unterstreicht die ruhige, stark inszenierte und äußerst dramaturgisch aufgebaute Akustiksequenz zu Beginn von „Circle“, die dann mit gefühlvollem verzweifelt melancholischem Gesang einhergeht, um hin und wieder in Doom/Death Growling zu gipfeln, ihre Würde durch das feine Zusammenwirken von Cello- und Violine.

 

„Weltenfresser“ umfasst sieben Gothic/Doom Death Songs voll spürbarer Todessehnsucht. Charisma ist also definitiv vorhanden, dennoch könnten die Stücke an sich deutlich mehr Charme versprühen, indem man die instrumentale Architektur etwas extrovertierter gestalten würde. Auch die Texte dürften meiner bescheidenen Meinung nach gerne tiefgründiger und metaphorischer gestaltet sein. So plänkelt doch zu vieles in seiner Langatmigkeit vor sich hin und es bleibt auch nach mehrmaligem Durchlauf nicht allzu viel davon hängen. Das vierte Studiorund der Schwarzmaler - wenn man denn mal vom 2001er Demo absieht - handelt vom Verfall zwischenmenschlicher Werte, dem Abhandenkommen jeglicher Menschlichkeit in unserem täglichen, schäbigen Mit- oder besser gesagt Gegeneinander, das wir Gesellschaft nennen, ihrer fragwürdigen moralischen Flexibilität und dem ureigenen Sterben der eigenen Würde. Aufgenommen wurde das 55:04-minütige “Weltenfresser” im "The Courtroom" Studio in ihrer Heimatstadt Plauen. Gemixt und gemastert wiederum von Markus Stock alias SCHWADORF im Studio E in Mellrichstadt. Freunde von EDEN WEINT IM GRAB oder vielleicht noch EWIGHEIM sollten sich „Weltenfresser“ definitiv einmal zu Gemüte führen. Vielleicht finden sie ja mehr daran, als ich.

 

www.arbor-ira.de

https://de-de.facebook.com/ArborIra

 

Meine Wertung: 79/100

 

ARBOR IRA in der aktuellen Besetzung:

der bLUM – Vocals/Guitar

Phosphorus – Lead Guitar

HeresyArch – Bass

Herr Kules – Violin

Frau N. Zimmer – Cello, Vocals

Pille – Drums, Vocals

 

 

 

Tracklist:

01. Des Poeten Klage (06:57) 

02. Enslaved/Funeral Belt (09:59) 

03. Die Vernunft der Anderen (06:53) 

04. Taurus Divina (04:48)

05. Circle (05:01)

06. Nemorivagus (08:34) 

07. Wundervolle Heilung (12:52)

 

TT: 55:04 Minuten

 

 

Anspieltipps: Des Poeten Klage; Circle




 

 

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