Streetdate: 09.03.2018 / Nuclear Blast
Streetdate: 09.03.2018 / Nuclear Blast

MINISTRY - AmeriKKKant

(Nuclear Blast)

 

Wie lange ist das jetzt her, seit MINISTRY das Licht dieses gottverlassenen Planeten erblickte? 38 verdammte Jahre? Tatsächlich geistern die texanischen Metallarbeiter, die ursprünglich aus Chicago, Illinois stammen, bereits seit 1980 im Industrial Zeitalter umher. Anfangs noch als New Wave/Synthie-Pop Projekt gestartet, zwischenzeitlich zum Industrial/Electronic evolutioniert, konvertierte man letztendlich zum Industrial Elektro Rock/Metal, welcher sich anno 2018 an so ziemlich allen Trademarks aus New School und Old School DJ-Auflegetechniken satt frisst. Das, derweil zum Septett angeschwollene Bandgefüge - Sounddesigner, Hip Hop DJ und Turntablist DJ Swamp (BECK) wird zumindest auf der Facebook Seite der Band als festes Bandmitglied genannt - aus El Paso, ist mit seinem neuesten Studio Output „AmeriKKKant“ in der Zwischenzeit beim weltweit führenden Metal Label Nuclear Blast untergekommen. Die Mannen um Mastermind Al „Alien“ Jourgensen veröffentlichen hierüber Studioexemplar Nummer 14, welches deutlich den Mittelfinger gegen den „Orange Moron“ im Weißen Haus, sowie den Werdegang der amerikanischen Gesellschaft und den Niedergang ihrer ureigenen Moral erhebt. Al drückt seinen Hass und Ekel über die Missachtung, den Missbrauch und die Respektlosigkeit gegenüber Frauen in unserer Gesellschaft aus, den nachlassenden Respekt vor der US-Verfassung, die zunehmende Akzeptanz der eigenen Meinungen anstelle von Tatsachen, den Rückgang des moralischen, ethischen und persönlichen Verantwortungsbewusstseins unserer Führer gegenüber dem Land und ihren Bestandteilen, sowie das Elend, das durch den verrückten Mann im Weißen Haus provoziert wird.

Photo Credit: Allan Amato
Photo Credit: Allan Amato

Mit dem stark politisch beeinflussten „AmeriKKKant“ wollte sich MINISTRY Mainman und Zyniker Al Jourgensen aber weniger auf Trump als Hassfigur versteifen, sondern vielmehr auf die Frage, weshalb wir Menschen jemanden wie Trump überhaupt gewählt haben. „Das ist weitaus brisanter als die Frage, wer eigentlich regiert“, erklärt er. „Selbst die herrschenden Männer der Oberklasse wissen nicht, wer die Verantwortung trägt. Wir sind als Gesellschaft unfähig geworden. Unser Sinn für Werte und Moral ist völlig weg vom Fenster, es geht nur noch um ein monetäres System und als Mensch machst du verdammt große Fehler, wenn du dem grünen Drachen nachjagst - dem allmächtigen Dollar. Wenn das der motivierende Faktor in unserem Handeln ist, landen wir bei jemandem wie Trump. Und genau das wollte ich mit diesem Album ausdrücken.“

 

Leider kommen diese Aussagen, aufgrund der dürftigen Gesangseinlagen und der, für Nichtamerikaner häufig wirren, ohrenscheinlich bunt durcheinander gewürfelten, überall reingesampelten, teils übereinandergelegten politischen Statements, nicht immer ganz klar rüber. Da kommt der Opener „I Know Words“, der eine pure Ansammlung von Scratches, Samples und Soundlayers ist, wie man sie vom Hip Hop, bzw. US Amerikanischen Rappern her kennt, beispielsweise gänzlich ohne Gesang aus. Es ist eine verwirrende, psychedelische Szenerie, die dieses Album eröffnet. „Twilight Zone“ hingegen besitzt ein groovend locker einleitendes Riffing, gespickt mit diversen Samples und einem zugegebenermaßen passenden Drum Loop, das sich die kompletten acht Minuten über jedoch kaum einmal zu verändern wagt. Diese atypischen, unorthodoxen Klänge, die zwar astrein aufeinander abgestimmt sind, werden sicherlich nicht jedes Metalheart höher schlagen lassen. Ich persönlich hätte mir generell auch deutlich erkennbarere politische Aussagen gewünscht, stattdessen werden hier verschrubbte Soundlandschaften mit unzähligen Samples, Scratches, Gitarren, Bass und Drums versehen und zu einem Neo En Vogue Industrial Sample- und Gitarrensound verwurstet.

Photo Credit: Phil Parmet
Photo Credit: Phil Parmet

Der erste Track, der auf Al’s unverkennbar straighten Industrial Echo-Gesang zurückgreift, ist bereits das dritte Weirdo Monster „Victims of a Clown”. Aber auch hier dominieren ganz klar die instrumentalen Parts. Die Sounds sind definitiv cool gewählt und grooven ganz ordentlich, doch die Mischung könnte rein vom musikalischen Outfit her gesehen, auch dem einen oder anderen BODY COUNT Album als Bridge, Interludium, Intro oder Outro dienen. „AmeriKKKant“ klingt zuweilen schon recht chillig und cool oder auch mal psychotisch neurotisch (hier im speziellen der verspulte Ohren-Terminator „TV5/4Chan“), aber ich hätte mir doch von Alien Jourgensen deutlich mehr Text und Gesang gewünscht. Die Spoken-Word-Parts steuerte beispielsweise Burton C. Bell von FEAR FACTORY bei. Aber auch Arabian Prince (N.W.A.) und Lord of The Cello (Marston Smith spielt auf seinem einzigartigen, selbstdesigneten 6-stringed Electric Cello), steuerten ihren Beitrag zum Album bei. Neben Michael Rozen, der sich für das Engineering und Drum-Programming verantwortlich zeigte, übernahm Roy Mayorga einen Teil der „Human Drumworks“.

 

Munter weiter geht es mit „We're Tired of It”, das mit seinem schnellen und extremen Sound Mix eine nicht uninteressante Symbiose aus PUBLIC ENEMY meets NAPALM DEATH darstellt. Mit Gitarren und Drumsounds unterlegte Soundlayers und Samples dominieren auch die weniger chillige, eher schon neurotische Ausrichtung des Folgetitels „Wargasm“, zu dem es weiter unten auch ein Video gibt. Mit „Antifa“ folgt meiner Meinung nach der schwächste Titel des Albums (auch hierzu wurde ein Video produziert). Hat das Album zu Anfang noch so einige chillige Momente zu bieten, flacht das Niveau in der zweiten Hälfte ein wenig ab und der Soundwust der texanischen Industrial Metal Pioniere wird zum Teil regelrecht anstrengend.

Photo Credit: Allan Amato
Photo Credit: Allan Amato

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sich Soundguru Jourgensen mit „AmeriKKKant“ tatsächlich einen Gefallen getan hat. Lediglich die letzten beiden Titel „Game Over“ und „AmeriKKKa“ schaffen es dann doch noch mal, mich ein klein wenig aus meiner Lethargie zu heben. Schade eigentlich, denn mit dreimal so viel Gesang hätte man „AmeriKKKant“ really great again machen können. Im Prinzip sind die bisherigen Single- und Videoauskopplungen „Twilight Zone“, „Wargasm“, sowie „Antifa“ da schon recht repräsentativ für MINISTRY 14.0. Zum Veröffentlichungstermin am 09.03.2018 soll dann das Video zu „Victims of a Clown” nachgeschoben werden. Das aussagekräftige und bockstarke Artwork zu „AmeriKKKant“ wurde vom britischen Dark-Artist Sam „Mister-Sam“ Shearon gefertigt, der bereits für Szenegrößen wie ROB ZOMBIE, RAMMSTEIN, FEAR FACTORY, BIOHAZARD, KISS und IRON MAIDEN gearbeitet hat. Produziert und aufgenommen wurde das 47:59 Minuten schladdernde „AmeriKKKant“ zwischen Januar und Mai 2017 in den kalifornischen "Caribou Studios" zu Burbank, von Bandgründer und Revoluzzer Alien Jourgensen höchstpersönlich. Neun Tracks hat die psychotische Industrial Machine MINISTRY hierbei zusammengetragen. Das Material ist sicherlich kein schlechtes, könnte aber gerne wesentlich metallastiger und markanter arrangiert sein.

 

www.ministryband.com

https://de-de.facebook.com/WeAreMinistry

 

Meine Wertung: 82/100

Photo Credit: Phil Parmet
Photo Credit: Phil Parmet

MINISTRY in der aktuellen Besetzung:

Al Jourgensen – Guitars, Vocals

Sin Quirin – Guitars

Cesar Soto – Guitars

Tony Campos – Bass

Derek Abrams – Drums

John Bechdel – Keyboards

DJ Swamp – Turntables

 

Tracklist:

01. I Know Words (03:15) 

02. Twilight Zone (08:03) 

03. Victims of a Clown (08:18) 

04. TV5/4Chan (00:49)

05. We're Tired of It (02:48) 

06. Wargasm (06:19) 

07. Antifa (04:56) 

08. Game Over (05:01)

09. AmeriKKKa (08:30) 

 

TT: 47:59 Minuten

 

Anspieltipps: Twilight Zone; Victims of a Clown

 

Antifa:

 

Wargasm:

 

Twilight Zone:

 

Victims of a Clown (VÖ 09.03.2018):




 

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