Streetdate: 28.07.2017 / Nuclear Blast
Streetdate: 28.07.2017 / Nuclear Blast

RINGS OF SATURN - Ultu Ulla

(Nuclear Blast)

 

Die US-Aliencore Armada RINGS OF SATURN aus San Francisco liebt es bunt, laut und extrem, wie uns das psychedelische Coverartwork zu „Ultu Ulla“ im grellen grün, gelb, lila, blau und schwarz schon mal farbenprächtig unter die Nase reibt. Es ist die bildhafte Darstellung einer durch Aliens zu neuem Leben erweckten, längst vergessenen, höheren Allmacht, die sich ziemt, die Realität wie wir sie kennen zu bedrohen. „Ultu Ulla“ ist das vierte Technical Death Brett der Bay Area-Deathcoreler, die im Jahre 2009 aus der galaktischen Ursuppe eines Recording Studio Projekts zwischen ein paar Highschool Kids emporstiegen. Lucas Mann, Peter Pawlak und Brent Silletto hießen die drei Jungs, die ihr „eigens geschaffenes“ Genre fortan spaßeshalber als „Aliencore“ bezeichnen sollten. „Ultu Ulla“, was aus der alten sumerischen Keilschrift übersetzt so viel bedeutet, wie „seit Urzeiten“, etabliert erstmalig einen modernen, esoterischen Sound mit hardhitting Break-Downs. Das irrsinnige Hörerlebnis, das das Technical Deathcore Alienforce bietet, bringt das gesamte Universum zum überkochen.

 

Photo Credit: Stephanie Cabal
Photo Credit: Stephanie Cabal

Der revolutionäre, spacige Synthiesound des alienhaften Neo Deathcore unterstützt die technischen, schrägen und verrückten Gitarren- und Keyboardfrickeleien in wahnwitziger Geschwindigkeit. Groovy, druckvoll, punktgenau und verspielt, gar ein wenig skurril (da man hin und wieder auch folkähnliche Anklänge in seine harten Soundstrukturen einwebt), nimmt sich das 42:01-minütige Extrem-Eisen „Ultu Ulla“ aus. Die übelst geile Cross-Rhythmik des Openers „Servant Of This Sentience“ und des Follow-Ups „Parallel Shift “ erzeugt ein richtig bösefieses und perverses Poly- und Hybrid Geballer. Will man den Aliencore der Bay Area Deathcoreler mit dem der Aussies von AVERSIONS CROWN vergleichen, kann man bei dem Versuch nur kläglich scheitern, denn die Ringe des Saturn sind wesentlich offener für Keyboardspielereien, klassische Leads und wildgewordene Soli. Sie zeigen sich im Allgemeinen auch wesentlich experimentierfreudiger als die Jungs aus Down Under, was ihren Gesamtsound absolut unique macht und deutlich von dem üblichen Genreeinheitsbrei abhebt. Die interessante und extrem anspruchsvolle Ionenstoßwellenkanone von Felldrescher von Aaron Stechauner versprüht nicht nur im schnellen und technisch amoralischen, vierten Track „Immemorial Essence“ enorme Power und Macht. Hinzu gesellen sich die harten Stakattoriffs von Lucas Mann und Miles Dimitri Baker, sowie die mehrstimmigen Vokills von Brüllbär Ian Bearer, die wie im Deathcore üblich von dunklem gutturalen Grunting über kehliges Screaming bis hin zu wildem Gekeife reichen und die jeweiligen Timbres mit sehr viel Wagemut und Variabilität belegen. 

 

Photo Credit: Stephanie Cabal
Photo Credit: Stephanie Cabal

RINGS OF SATURN kreieren eine coole und mutige Mixtur, die das Genre klar über das uns bekannte Universum hinaus öffnet, wie auch der verspielte Akustiktrack „Unhallowed“ oder das verquere und nur allzu deutlich alieninfiltrierte „Immemorial Essence“ tatkräftig unter Beweis stellen. Spätestens beim fünften Track „The Relic“ fällt auf, dass das Keyboardspiel beim Abmischen ab und an etwas zu sehr in den Vordergrund gerückt wurde, was dem Spaß an der ansonsten völlig durchgeknallten Mucke aber keinerlei Abbruch bringt, denn wenn man über diesen sicherlich gewollten Aspekt hinweg sieht, ist hier ein absolut homogener Mix entstanden. Wenn es sich auch um einen allgemein schwer durchgeföhnten Stilmix handelt, klingt „Ultu Ulla“ meiner Meinung nach, zu keinem Zeitpunkt wirklich überladen. Klar herrscht auch auf der sechsten Station „Margidda“, Lichtjahre entfernt von Mutter Erde, ein scheinbar heilloses Durcheinander. Der darauffolgende Übertrack „Harvest“ ist die musikalische Versinnbildlichung eines Jahrmarkts der Abartigkeiten. Vor seinem geistigen Auge sieht man Clowns wie bei “ES” umherjagen, die ihr völlig durchgeknalltes Mahl in flüchtenden Kinderscharen finden und ihre unzähligen spitzen Zähne in weiche Kinderleiber treiben. Das Ganze ist extrem schnell, psychopathisch und absolut brutal! Die Messlatte des technischen Schwierigkeitsgrads liegt hier besonders hoch. Auch die extrem abwechslungsreichen, kaum zu beschreibenden, giftigen Ausbrüche in Gesang, Drumtechnik, Gitarrenspiel oder Keyboardfrickelei nehmen sich aus, wie reißerische und entfesselte Alienbiester.

 

Photo Credit: Stephanie Cabal
Photo Credit: Stephanie Cabal

Auch das interessante und geistreiche Instrumental „The Macrocosm“, das vergleichsweise ruhige Töne anstimmt, verlässt niemals wirklich den Pfad der musikalisch grotesken Komplexität. Diese sonderbar geniale Musik, die unseren technischen Möglichkeiten weit voraus scheint, kann nur von Aliens stammen. Ein weiteres Highlight stellt der neunte Track „Prognosis Confirmed“ dar, der brutales Geknüppel mit extremem verspieltem Synthiesound mischt und das stilistische Konzept in die nächsten Dimensionen presst. Die Ringe des Saturn sind die STRAPPING YOUNG LAD und ANAAL NATHRAK des Alien Death Core und definitiv nix für Herzkranke oder Epileptiker. Wer nicht weiß warum, sollte nur unter Vorbehalt in das neue, wirre Konstrukt der Bay Area Weirdos reinhören. „Ultu Ulla“ hat Seele, auch oder gerade wenn es die Seele eines Aliens ist. Diese Scheibe birgt eine ganz besondere Atmo in sich, die nur ganz wenige Alben bereits beim ersten Durchgang versprühen und weit über die Unendlichkeit hinaus tragen. Mit jedem neuerlichen Durchgang gilt es Neues zu entdecken. Das technische Meisterwerk von RINGS OF SATURN atmet eben echten Alien Spirit! Weichflöte und Gernegroß an Mamas Rockzipfel sei gesagt: „Finger weg! Mag sein, dass Adel verpflichtet..., aber Aliencore vernichtet!“

 

www.facebook.com/RINGSOFSATURNBAND

 

Meine Wertung: 91/100

 

RINGS OF SATURN in der aktuellen Besetzung:

Ian Bearer – Lyrics, Vocals

Lucas Mann – Gitarre, Bass, Synth

Miles Dimitri Baker – Gitarre

Aaron Stechauner – Schlagzeug

 

Tracklist:

01. Servant Of This Sentience (04:16)       

02. Parallel Shift (03:49)       

03. Unhallowed (01:01)         

04. Immemorial Essence (04:44)     

05. The Relic (04:47)   

06. Margidda (05:00)   

07. Harvest (04:14)      

08. The Macrocosm (06:20)  

09. Prognosis Confirmed (03:54)    

10. Inadequate (03:57)

 

TT: 42:01 Minuten

 

Anspieltipps: Harvest, Prognosis Confirmed, Immemorial Essence, The Relic, Margidda

Checkt das Lyric Video zu “Parallel Shift”:




 

 

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