Streetdate: 29.04.2019 / Eigenproduktion
Streetdate: 29.04.2019 / Eigenproduktion

BOKOR - Phlebotomy

(Eigenproduktion)

 

"Phlebotomy" bezeichnet im Fachjargon der Ärzte den etwas aus der Mode gekommenen Aderlass und hält gleichzeitig als Titel für das erste musikalische Lebenszeichen der Brutalo Deather BOKOR aus Oldenburg her. Der Bokor wiederum ist ein dunkler, haitianischer Voodoo Priester, der den Loa-Geistern dient und mittels Voodoo-Ritualen in der Lage ist, die Toten zum Leben zu erwecken. Das schaffen die Niedersachsen aufgrund des derben Styles, den sie auf ihrer die 4-Track Debüt-EP an den Tag legen, mit Leichtigkeit. Die Voodoo Death/Grind Triade BOKOR boxt mit ihrem 12:21-minütigen Blastbeat Angriff "Phlebotomy" nämlich auch noch den lethargischsten Zombie vom Sofa und zündet ein prächtiges Feuerwerk der Synapsen in dessen totgeglaubten Hirnkasten. Seine Elemente bezieht der Dreispänner aus Death Metal, Grindcore, Deathcore, sowie dezenten Slameinflüssen und mischt selbige mit (allerdings weniger tiefgründigen) Themen rund um Voodoo, Rituale, Blut, Opfer, Fäulnis, Tod, Geister und Zombies.

 

Bereits der Eröffnungstrack "Infest" legt eine enorme Geschwindigkeit vor.  Die, ab und an dezent mit Hall oder ähnlichen elektronischen Spielereien aufgepimpten, bestialisch angepissten Aggroperformances der beiden Frontbrüllwürfel Matthias Behrens (Vocals, Guitars), sowie Daniel Meinzer (Vocals, Bass) wurden teilweise übereinander gelegt. Die derben Stimmgewalten des BOKOR-Triumvirats grunten und keifen aber umso häufiger und im steten Wechsel um die Wette.

©BOKOR
©BOKOR

Hinzu gesellen sich tiefer gestimmte Gitarren, ein perverses, sprunghaft auf die Felle gedroschenes Highspeedgeballer, sowie eine derbe, sinistere und vor allem extrem aggressive Grundstimmung. Auch Track Nummer zwei "Bow to my Will" hält sich nicht lange mit Tempi im unteren Bereich der Geschwindigkeitsskala auf, sondern ballert von Anfang an ordentlich drauf los. Und so zieht nicht zuletzt die dritte Nummer "Monarch of Decay" als überragende Knüppelorgie in Sachen Aggression und Highspeed ebenfalls alle Register. Ein intensiver, massereicher, alles in Grund und Boden stampfender Song, der keinerlei Kompromisse eingeht und sich rein musikalisch betrachtet, genauso gut auf einem LIVIDITY Album hätte wiederfinden können. Aber auch der nachfolgende, titelgebende Song und Rausschmeißer "Phlebotomy" ist eine derbe Backpfeife in manischer Raserei. BOKOR hinterlassen mit ihrem Blastgewitter "Phlebotomy" ein tragisches Bild totaler Verwüstung in unseren Wohnzimmern. Die Oldenburger Voodoo Priester haben mit "Phlebotomy" also ein übelst krasses, hoch toxisches Gebolze an den Start gebracht.

©BOKOR
©BOKOR

Die Produktion, welche 2019 im (bandeigenen?) Wretched Noise Studio stattfand und deren Aufnahme aus dem Vorjahr stammt, geht durchaus in Ordnung. Sie ist schön rau und aggro, dürfte aber im Vergleich zu heutigen Hochglanz-Outputs natürlich gerne noch ein wenig klarer, austarierter, druckvoller und differenzierter sein. Durch den momentanen Mix rücken die sägenden Gitarren während des Gesangs leider ein klein wenig in den Hintergrund. Da BOKOR allerdings auch erst ganz am Anfang ihrer verheißungsvollen Karriere stehen (man fand erstmalig im Jahre des Herrn anno 2017 urkundlich Erwähnung), wird dieser einzige Wermutstropfen bis zum Debüt full-length sicherlich längst im Rauch schwarzer Magie aufgegangen sein. Ansonsten ist der Hassbrocken "Phlebotomy" vertonte Gewalt pur. Qualvoll entreißt der dunkle Voodoo Priester seinen Opfern die Seele und degradiert sie zu einer Armee aus lebenden Toten...so folgt dem BOKOR in die Unterwelt...!!!

 

www.facebook.com/bokordeathmetal

 

Meine Wertung: 85/100

 

BOKOR in der "Phlebotomy" Besetzung:

Matthias Behrens - Vocals, Guitars

Daniel Meinzer - Vocals, Bass

Wilko Fischer - Drums

 

Tracklist:

01. Infest (02:46)

02. Bow to my Will (03:20)

03. Monarch of Decay (02:41)

04. Phlebotomy (03:25)

 

TT: 12:21 Minuten

 

Anspieltipps: Monarch of Decay; Phlebotomy

 





 

 

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