Streetdate: 28.09.2018 / Metal Blade
Streetdate: 28.09.2018 / Metal Blade

ANAAL NATHRAKH - A New Kind of Horror 

(Metal Blade Records)

 

Wenn die Würfel im Extrem Metal fallen, dann wird deren Augenzahl unweigerlich die Szenegötter ANAAL NATHRAKH anzeigen. Seit 1999 tingeln die beiden Engländer Dave „V.I.T.R.I.O.L“ Hunt und Multiinstrumentalist Mick „Irrumator“ Kenney bereits in den verschiedensten Extrem Metal Bereichen umher. Angefangen haben die Beiden mit rohem Black Metal. Indes beim Industrial/Black/Death/Grind angekommen, nimmt sich ihr musikalischer Extrem Metal Rundumschlag äußerst interessant aus. Die zehn neuen Tracks auf „A New Kind of Horror“ sind erbarmungslos konsequent, technisch perfekt, facettenreich ausgestaltet und bis ins kleinste Detail durchstrukturiert. Die unbarmherzigen Meister der metallhaltigen Maßlosigkeit loten während ihrer 32:55-minütigen Blast- und Kreischorgie jegliche musikalischen Exzesse aus und hinterlassen nicht mehr, als ein tragisches Bild der ultimativen Vernichtung.

Photo Credit: Marie Korner
Photo Credit: Marie Korner

Die neue Art des Horrors, aus den tiefen Eingeweiden Birminghams, ist die akustische Essenz von Bosheit, Hass und Gewalt, um den einzig wahren Geist der Schizophrenie in musikalische Extreme zu führen. Völlig irre, hirnschalenknackende Arrangements, verstörend, skurril und böse, aber durchaus auch melodisch gehalten, bilden die Grundlage für ANAAL NATHRAKHs postapokalyptische Klangkosmen. Der musikalische Hassbatzen „A New Kind of Horror” setzt stets auf die wüste Entfaltung zielstrebiger Aggression, legt die Messlatte im Extrem Metal Bereich besonders hoch und ist der perfekte Anschluss an den Vorgänger „The Whole Of The Law“. Melodramatik, Atmosphäre und Leidenschaft gehören aber ebenso zum Repertoire des abnorm krankhaften, schrillen und überdrehten Industrial/Black Metal/Grindcore. Unter die mörderischen Songkonzepte in ihrem dystopischen Gleisbett mischen sich unterschiedlich geartete, sowie unterschiedlich lange Soundlayers, herzzerfetzende Samples, Chorale Hintergrundgesänge

und bestialische Kriegsfilmszenarien. Nicht zuletzt durch den Einsatz eines Drumcomputers findet „A New Kind of Horror“ zu einer perfekt in Szene gesetzten Dramaturgie.

Photo Credit: Laura Johnson
Photo Credit: Laura Johnson

ANAAL NATHRAKHs zehntes Opus ist aber kein sinnloses Rumgebolze, sondern fein ausgeklügelte, passgenau aufeinander abgestimmte, pure Anarchie, die immer wieder Überraschungen bereithält. Hier wurde nichts dem Zufall überlassen und so wird ein Killersong nach dem anderen mit Brachialgewalt in den Raum gepresst. Der psychopathische Hexengesang von Hassprediger Dave „V.I.T.R.I.O.L.“ Hunt, welcher nebenher noch bei BENEDICTION die Mikromembranen malträtiert, sägt einem schier den Verstand aus dem Schädel. Seine, teils elektronisch veränderten, verschiedentlich gelagerten Gesänge, die von Flüstern über kräftigen, mehrfach übereinandergelegten Klargesang, wildes, geisteskrankes Gekreisch, neurotisch angehauchte, hexenartige Gesänge, verzerrten, kehligen Indsutrialgesang bis schizophrenisch ketzerische Black Metal Divergenzen reichen und sogar gutturales, teils dämonisches Death Growling einschließen, sind legendär und von nichts und niemanden zu toppen. Man könnte auch sagen, Dave kreischt ab und an wie eine abgestochene Sau auf Chrystal Meth.

 

Der eigenständige Industrial/Black/Death/Grindcore auf „A New Kind of Horror” ist zutiefst verstörend, beängstigend und brutal böse. Ungeschönt stülpt er die hässliche Fratze der Menschheit nach außen, macht sie angreifbar und setzt ihr das eigene Spiegelbild vor. Dave sagt selbst über diese neue Art des Horrors:

Photo Credit: Marie Korner
Photo Credit: Marie Korner

„Dieses Album ist nicht fröhlich, sondern zu gleichen Teilen gallig, jähzornig, sarkastisch, zynisch, brutal, entsetzlich und grässlich. Vor allem aber ist es zutiefst menschlich und bezieht alles mit ein, was damit einhergeht. Etwas Aufrichtigeres hätten wir nicht machen können." Ich meine aber auch, dass der neueste Kleinkrieg, den der Atem der Schlange (denn nichts anderes bedeutet ANAAL NATHRAKH) anzettelt, etwas sperriger ist, als „The Whole Of The Law“. Das mag aber auch daran liegen, dass mir letzteres im Laufe der vergangenen zwei Jahre derart oft und gut reingelaufen ist, dass ich der Meinung bin, es damals ein klein wenig unterbewertet zu haben. Wie keine andere Band wissen ANAAL NATHRAKH Melodie und psychotische Extreme zu einem echten Highlight zusammenzukitten. Ihre sinisteren Darbietungen sind stets finster, bizarr und verdammt makaber.

Photo Credit: Laura Johnson
Photo Credit: Laura Johnson

Misanthropisches Liedgut wird zur anbetungswürdigen Gottheit erklärt. Die einmaligen Soundgefüge, die sich trotz der immensen Sprengkraft sogar melodische Elemente einverleiben, tragen das Prädikat neurotisch, krank, psychopathisch und geistesgestört voller Würde und erhobenen Hauptes. Man höre nur das perfekte Songwriting zum Maschinengewehrmonster „Forward!“. Hier zischt einfach jeder Ton wie ein Hochgeschwindigkeitsgeschoss durch Herz und Hirn. Das infernalische Duo legt dabei sehr viel Wert auf elektronische Elemente, die sie mit ihren extremen Metal Segmenten zu einem einzigartigen Guss aus brutal hartem Industrial Gemetzel, Horror Sequenzen, Höllenfeuern und Kriegsszenarien verschmelzen. Wie wilde Tiere beim Kampf um das letzte Stück Fleisch erschaffen ANAAL NATHRAKH perfekt inszenierte Dystopien und postapokalyptische Kriegsschauplätze mit 

Photo Credit: Marie Korner
Photo Credit: Marie Korner

Maschinengewehrsalven, Bombersounds, Granateneinschlägen, Sirenen, menschlichem Leid, traumatischen Horrorvisionen, verstörenden Rhythmen und überwältigenden Arrangements. Man ziehe sich nur mal das gefräßige „Mother of Satan“ mit seinem neurotischen Gekreisch rein. Der pervertierte Industrial Sound ruft apokalyptische Angstzustände und grausame Endzeitphobien, gespickt mit Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Dämonen, Plagen und Seuchen hervor. „A New Kind of Horror“ ist teilweise pompös, teilweise ultraböse, meistens schnell, mal völlig durchgeföhnt, auch mal klassisch und melodisch, dabei immer mit einer enormen Sounddichte ausstaffiert und vor allen Dingen: niemals leise!

 

http://www.anaal-nathrakh.com

https://www.facebook.com/Anaalnathrakhofficial

 

Meine Wertung: 94/100

 

ANAAL NATHRAKH in der aktuellen Besetzung:

Dave „V.I.T.R.I.O.L“ Hunt – Vocals

Mick „Irrumator“ Kenney – Guitars/Bass/Programming

 

Tracklist:

01. The Road to… (01:49) 

02. Obscene as Cancer (03:03) 

03. The Reek of Fear (03:20) 

04. Forward! (03:29) 

05. New Bethlehem/Mass Death Futures (03:27) 

06. The Apocalypse Is About You! (03:02) 

07. Vi Coactus (03:43) 

08. Mother of Satan (03:25) 

09. The Horrid Strife (03:27) 

10. Are We Fit for Glory Yet? (The War to End Nothing) (04:10) 

 

TT: 32:55 Minuten

 

Anspieltipps: Forward!; The Horrid Strife; Obscene as Cancer; New Bethlehem/Mass Death Futures; Mother of Satan; Are We Fit for Glory Yet? (The War to End Nothing) 

Die aktuellen ANAAL NATHRAKH Tourdates checkt ihr hier: Klick!

 Forward!:

 

New Bethlehem/Mass Death Futures:

 

Obscene as Cancer:




 

 

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