M. H. Steinmetz - Bull

Redrum Verlag

- brutal, sexistisch und ekelerregend -


M. H. Steinmetz - Bull
Veröffentlichungstermin: 12.02.2020 / Redrum Verlag

Der 1965 geborene Rheinland-Pfälzer Schriftsteller M. H. Steinmetz hat mit seiner okkult angehauchten Horror-/Splatter-Gewaltorgie "Bull" eine düstere Dystopie voller Blutgier, Sexismus, Perversion und dämonisch-roher Gewaltexzesse geschaffen. Der Endzeit-Rollenspiel- und Medievil-Reenactment-Fan hat es für meine Begriffe jedoch versäumt einen wirklich interessanten Plot um seine brutale, obszöne, bisweilen gar ekelerregende Niederschrift zu legen. Ich habe in der Regel kein Problem damit, wenn es etwas härter, brutaler oder aber auch mal so richtig schön brachial zu Werke geht, ein wenig Sinn will ich dann aber schon hinter einem Szenario sehen oder zumindest mal eine vernünftige Handlung an sich. Beides ist mir bei der Lektüre von "Bull" leider irgendwie abgegangen.

 

Wir befinden uns in Texas, genauer gesagt im fiktiven Laredo Colosseum. Es ist bullenheiß. Der beißende Geruch von Stier-Pisse, Schweiß und Staub hängt in der Luft. Ist fast schon greifbar. Heute Nacht findet hier das größte Rodeo des Landes statt. Die Texas Finals. Dem Sieger winken neben Ruhm und Ehre jede Menge Dollars und der Titel des National Rodeo Champions der Vereinigten Staaten von Amerika. Auch der abgehalfterte Rodeo-Reiter Logan mit Spitznamen "Bull" nimmt daran teil. Er wird auf dem Bullen Skullhead reiten. Doch irgendetwas stimmt heute nicht mit dem verdammten Vieh. Der unsanfte Ritt auf Skullhead endet für Logan im Krankenhaus. Das war es für den in die Jahre gekommenen Bull. Er ist raus aus dem Rodeogeschäft.

 

- Logan brauchte den Sattel und das wütende Fleisch darunter, damit er sich lebendig fühlte -

 

Der grobschlächtige Bull hat eine harte Hülle, doch auch einen weichen Kern. Er legt viel Wert auf Cowboyehre und so plagen ihn immer wieder Gewissensbisse wegen der Frauenwelt, die er aber alsbald wieder über Bord oder wie in seinem Fall eher, aus dem Trailer kickt, sobald es mal wieder um Sex geht. Allerdings geht dieses Gehader mit sich selbst dem Leser irgendwann ziemlich auf den Sack. Der Horror Roman "Bull" ist eine flirrende, Whiskey getränkte und Sex geschwängerte Männer-Fantasie mit Hang zum Abartigen und Okkulten. Die Story an sich hat definitiv so einige Schockmomente zu bieten, ist blutig, gewalttätig, pervers und sexistisch, dennoch dürfte der etwas holprige Schreibstil gerne ideenreicher und als Kontrast zur maßlosen Brutalität auch ein Stück weit humorlastiger ausgefallen sein. Die Sprache, die M. H. Steinmetz darin verwendet, ist deutlich und explizit, häufig aber auch übertrieben vulgär. Das hat der Plot eigentlich gar nicht wirklich nötig. Auch die Worte Whiskey, Schwanz, Fotze, Eier und ficken finden meines Erachtens zu oft Anwendung und hätten in jedem Fall ein wenig Abwechslung in der doch recht einfallslosen Wortfindung verdient. Ansonsten beschreibt der Autor die jeweilige Situation in ausreichendem Maße, sodass man sich jeder Zeit gut darin zurechtfinden kann, insofern man denn gewillt ist, sich auf grenzüberschreitende Sex-Perversionen und derbe Gewalt einzulassen, die mitunter so geistreich verpackt ist, wie ein Bullenhirn im Teufelsschädel.

M. H. Steinmetz - Bull
©REDRUM Verlag

Als Skullhead durch Dummheit und Geldgier eines Vormanns plötzlich verschwindet, macht sich der mürrische und verschrobene Bull Logan zusammen mit Doreen, dem heißblütigen Poledance-Cowgirl, das er einige Tage zuvor kennengelernt hat und der nicht minder heißen, rothaarigen Tierärztin Amber, die ihn nach dem Krankenhaus notdürftig zusammengeflickt hatte, auf die Suche nach dem wertvollen Stier. Rein nach dem Motto: "Sterben tun wir sowieso, schneller geht's in Mexiko" führt sie ihr scheinbar aussichtslosen Unterfangen über die mexikanische Grenze nach Monterrey wo sämtliche Mexikaner, wie auch die Angehörigen des Sinaloa-, sowie die des Golf-Kartells gerade die "Día de los Muertos" (die Tage der Toten) feiern. In diesem verfluchten Landstrich ist ein Menschenleben keinen Pfifferling wert. Vor allem nicht das, dreier dahergelaufener Gringos. Und so wird dieser waghalsige Höllentrip für Bull, Doreen und Amber, die mitten hinein in die Heraufbeschwörung eines, seit Jahrhunderten schlummernden Totenkults voller mit Blut und Fäkalien beschmierte Irre geraten, zu einem ganz persönlichen Albtraum, aus dem es kein Erwachen zu geben scheint.

 

Ich bin durchaus ein wenig hin- und hergerissen von dieser Story, die rein vom Flair her sogar ein wenig an Quentin Tarantinos "From Dusk Til Dawn" zu erinnern vermag, nur eben eine deutliche Spur brutaler, sexistischer und ekliger rüberkommt. Der Plot setzt sich allerdings eher schleppend in Gang, was jedoch nicht in mangelnder Action oder Unterhaltung, vielmehr in der ziemlich flachen und plumpen Story, sowie der dürftig ausgefallenen Charakterzeichnung des hauptberuflichen Programmierers M. H. Steinmetz begründet liegt. Die jeweiligen Situationen werden für meine Begriffe auch ein wenig hoppla-die-hopp abgefertigt. Eine richtige Handlung ist daher nur in Fragmenten zu erkennen. Das sei dem Autor jedoch verziehen, wenn man bedenkt, dass es Steinmetz wohl mehr um die reißerische Entwicklung der Ereignisse und weniger um den Aufbau seiner Sympathie- oder Antipathie-Träger ging. Auch das Level an Gewalt steigert sich ganz allmählich, wie hungrige Würmer, die sich langsam durchs Gedärm fressen. Spätestens jedoch ab Seite 83 hätte ich das Buch am liebsten abgebrochen. Schade eigentlich, denn was vielversprechend begann, wird irgendwann zu einer okkulten Tour de Farce aus Folter, Drogen, Sperma, Blut, Orgien, Opfer-Ritualen und Tod. Ich persönlich empfinde diese übertriebene Ritual-Opfer-Orgie als eher kontraproduktiv und störend. Irgendwann ist es nämlich nur noch eklig oder um es mit Steinmetz' eigenen Worten zu sagen: "Macht. Sex. Gewalt. Perversion, zum Selbstzweck reduziert, ohne Sinn und ohne Maß." Auch die okkulten Aspekte sind mir viel zu abgedroschen. Hier geht es nur noch um die sinnfreie Zurschaustellung von Obszönitäten und roher Gewalt. Für die einen eben ein No-Go, für die anderen ein absolutes Muss!

 

"Bull" ist eine brutal abgedrehte Story, derer man zweigeteilter Meinung sein kann. Für Leser, die auf okkulte Schlachtereien mit viel Blut, Sex, Perversion oder auch mal homophilen Fantasien, in einer Art Zombie-Manier stehen, vielleicht genau das Richtige. Für mich persönlich war die relativ kurze Story mit ihren Pulp-, Trash,-, und Horror-Elementen jedoch zum Teil jenseits des Erträglichen und zog sich wie ein frisch verdauter Kaugummi. Ich persönlich kann halt mit dieser Art Sexualkunde-Horror beim besten Willen nichts anfangen und hatte mir von "Bull" reichlich mehr erwartet. Das Buch ist einfach nur brutal, vulgär, sexistisch und ekelerregend. Manchmal tut das gut...manchmal eben nicht...aber wem's gefällt!?!

 

http://www.mhsteinmetz.de/

https://www.facebook.com/M.H.Steinmetz/

 

Brutalität: 94/100

Spannung: 53/100

Action: 86/100

Unterhaltung: 48/100

Anspruch: 3/100

Humor: 4/100

Sex/Obszönität: 94/100

 

LACK OF LIES - Wertung: 47/100

 

Link zur Buchseite des Verlags: https://www.redrum-verlag.de/bull.html?language=de

 

M. H. Steinmetz - Bull

Horror

ISBN 978-3959577403

268 Seiten

14,99 €

 

Erscheinungsdatum: 12.02.2020

 

Leseprobe: https://amzn.eu/c5zj6Vt

 



 

 

- Wir bitten von der Übersendung nicht angeforderter Rezensionsexemplare in physischer Form abzusehen, da Wir diese in der Regel nicht bearbeiten Können -