Streetdate: 09.03.2018 / Sony Music
Streetdate: 09.03.2018 / Sony Music

JUDAS PRIEST - Firepower 

(Sony Music)

 

Die Briten von JUDAS PRIEST, die von 1969 bis 1970 noch unter dem Banner FREIGHT agierten, waren mir ja schon immer etwas suspekt. In nietenbestückte Lederoutfits gehüllte, dem gleichen Geschlecht zugeneigt wirkende (Fronter Halford outete sich ziemlich genau vor 20 Jahren) und mit den übelsten Vokuhila-Haircrimes ausgestattete Heavy Metal Freaks, die jedoch zurecht große Erfolge mit diversen Klassikern ihrer nahezu ein halbes Jahrhundert währenden Bandgeschichte feierten. Allem voran das 1990er Überalbum „Painkiller“, sowie die genrebildenden Alben „British Steel“ (1980) und „Screaming For Vengeance“ (1982). Das allein ist schon äußerst bemerkenswert und nötigt ein gewisses Maß an Anerkennung und Respekt ab. Bekannt für ihre bissigen Gitarrenduelle, hohen Screams und donnernden Drumgewitter, haben sich die Heavy Dinos in den letzten Jahren musikalisch eigentlich gar nicht so arg verändert. Rein nach dem Motto „Never change a winning team“, geht man auch mit Album Nummer 18 ins Gefecht.

 

Die Heavy Metal Veteranen JUDAS PPIEST haben mit „Firepower“ endlich wieder den richtigen Herzschlag zum momentanen Zeitgeist gefunden. Daran dürfte Sounddesigner Andy Sneap, der künftig auch als Live Gitarrist für den, an Parkinson erkrankten Glenn Tipton einspringen wird, nicht unerheblich Anteil haben. Ich schreibe dies nicht nur, weil das momentan alle schreiben (den unzähligen Lobhudeleien auf das 18. PRIEST-Powerpack kann man sich ja momentan kaum noch entziehen), sondern weil es nun mal den Tatsachen entspricht. Die Heavy Metal Urgesteine haben neben ihren Klassikern über die Jahre viel belangloses, nichtssagendes Material abgeliefert, was dazu führte, dass ich JUDAS PRIEST irgendwann ganz einfach aus den Ohren verlor. Und wenn ich zugegebenermaßen auch nie ein großer JUDAS PRIEST Fan war oder geworden bin (in meinem persönlichen Fundus befindet sich lediglich die „Painkiller“), muss ich eingestehen, dass die Urgesteine des Heavy Metal mit ihrem neuesten Werk in genau die richtige Kerbe schlagen.

Bereits die beiden Opener „Firepower“, sowie „Lightning Strike“ kicken mächtig Arsch! So überzeugen die Songs vor allem durch ihre sauber aufgebaute Dramaturgie. So bauscht sich „Necromancer“, ein in den Anklängen noch recht unspektakulärer Song, recht schnell zu einem Heavy Smasher mit enormer Durchschlagskraft auf, der sicherlich auch Live ein absolutes Brett darstellen dürfte. Für mich neben „Flame Thrower“, mit seinem durchsetzungsstarken Refrain der Überhit des Albums. Firepower beinhaltet zwar kaum echte Killersongs, dafür aber Songs, die wirklich klasse arrangiert sind, richtig viel Spaß bereiten und weder verbaut, noch verfrickelt oder gar verkopft sind. Ganz im Gegenteil, hier folgt ein starker und offener Titel dem nächsten. Selbst massenkompatible Stücke, wie die Singleauskopplung „Spectre“ sind richtig cool und wirken keinesfalls wie reine Cashmaker. Das punkrockige Metal Stück „No Surrender“ ist ebenfalls alles andere als weichgespülte Scheiße, wie man sie von manch anderer großen Band des Sektors in den letzten Jahren als ausgelutschtes, schwerverdauliches und oftmals breiiges Brainfood vorgesetzt bekam. Die Stenzeit Fossilien von JUDAS PRIEST haben also definitiv noch ordentlich Firepower!

 

Inklusive dem Piano- und Gitarren-Instrumental „Guardians“, das auch gleichzeitig als Intro zur darauffolgenden ruhigen, unaufgeregten Nummer „Rising from Ruins“ fungiert, die mit einem astreinen, zugänglichen Refrain und ihrer empathischen Instrumental- und Gesangslinie besticht, hat man 14 neue Songs ersonnen. Und auch wenn der britische Stahl in seinen 58:10 Minuten Rotationszeit kaum einmal über das Midtempo-Niveau hinaus ballert, hat das Album gewaltig Feuer im Hintern. Die True Metal Urzeitviecher aus Birmingham greifen natürlich auf altbewährte Stilmittel zurück, begeistern noch immer mit astreiner, zweistimmiger Gitarrenarbeit (die alten Hasen Glenn Tipton und vor allem Richie Faulkner haben hier ein paar echt starke, beständige Riffs geschaffen), eingängigen Melodieführungen, durch dick und dünn gehendem Drumming und der bockstarken (!!!) Gesangsperformance von Fronter Rob Halford. Auch die ab und an reingesampelten Chorusse kommen richtig gut rüber und injizieren dem neuen Opus, neben cool gewählten Gesangslinien und catchy Heavy Metal Refrains, zusätzlich Atmosphäre. Die, über alle Zweifel erhaben Produktionskünste von Soundguru Andy Sneap tun dabei ihr Übriges. Andy hat den Raum- und Stereoklang sauber ausgelotet und mit „Firepower“ eine lebendige und lebensechte Aufnahme vertont. Es sind einfach aufzunehmende, leicht zu verarbeitende, dennoch gute Songs mit komplexer Struktur, starken Leads und dem gewissen Etwas, das es schon braucht, um seine Alben heute noch an die Frau oder den Mann zu bringen. Wie man richtig gute Songs schreibt, wissen die Jungs und Andy Sneap nun mal. Das Quintett liefert typischen, sauber gespielten und fett arrangierten Heavy Metal ab, der mich von Anfang an zu überzeugen weiß. Die fetten Hymnen zeugen von einem homogenen Zusammenwirken der gesamten, über die Jahre zu einem festen Stahlgeflecht zusammengeschweißten Brotherhood in Metal. Das Ganze dürfte zwar gerne noch etwas speediger daherkommen, „Firepower“ ist jedoch seit geraumer Zeit endlich mal wieder ein richtig gutes Heavy Metal Album auf verdammt hohem Niveau. Ein derart gutes Songwriting und solch eine bärenstarke Umsetzung hätte ich den alten Herren gar nicht mehr zugetraut.

 

www.judaspriest.com

https://www.facebook.com/OfficialJudasPriest/

 

Meine Wertung: 89/100

 

JUDAS PRIEST in der aktuellen Besetzung:

Rob Halford – Vocals

Glenn Tipton – Guitars 

Richie Faulkner – Guitars

Ian Hill – Bass

Scott Travis – Drums

 

Tracklist:

01. Firepower (03:27)

02. Lightning Strike (03:29)

03. Evil Never Dies (04:23)

04. Never the Heroes (04:23)

05. Necromancer (03:33)

06. Children of the Sun (04:00)

07. Guardians (01:06) (Instrumental)

08. Rising from Ruins (05:23)

09. Flame Thrower (04:34)

10. Spectre (04:24)

11. Traitors Gate (05:34)

12. No Surrender (02:54)

13. Lone Wolf (05:09)

14. Sea of Red (05:51)

Lightning Strike:

 

Spectre:


 

TT: 58:10 Minuten

 

Anspieltipps: Necromancer, Flame Thrower, Children of the Sun, Spectre

 

Die aktuellen JUDAS PRIEST Tourdates der findet ihr hier: Klick!

 

Ein ausführliches Hail or Kill zu "Firepower", das insgesamt sieben verschiedene Meinungen enthält, könnt ihr auf der Seite des Totentanz Magazins nachlesen: http://totentanz-magazin.de/index.php/musik/5469-judas-priest-firepower-hail-or-kill-review



 

 

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