Streetdate: 27.10.2017 / Peaceville Records
Streetdate: 27.10.2017 / Peaceville Records

FLEURETY - The White Death

(Peaceville Records)

 

FLEURETY – klingt irgendwie blumig, ist es aber nicht. Na ja, vielleicht ein bisschen. Melancholischer, zumeist gefühlskalter Progressive/Avantgarde Metal wird vom eigentlichen Duo (bestehend aus Sänger und Drummer Svein Egil “Zweizz” Hatlevik, sowie Gitarrist Alexander Nordgaren) gezockt. Die Band FLEURETY gibt es bereits seit 1991 und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich bis dato noch nie etwas von ihnen gehört habe. Es gab zwischen dem Millennium und heute allerdings auch keine full-length Veröffentlichung der Band, sondern lediglich vier EPs und eine Compilation. Zugegebenermaßen ist FLEURETY auf den ersten Blick auch ein ziemlich unpassender, wenn nicht gar bescheuerter Name für eine Band, die ihre Ursprünge im Black Metal hat. FLEURETY ist jedoch aus Sicht der christlichen Dämonologie der Leutnant-General der Armee der Hölle und einer der sechs Oberoffiziere Luzifers. Passt also doch...!

Photo Credit: Trine & Kim Design Studio
Photo Credit: Trine & Kim Design Studio

Das neue Studiorund „The White Death“ markiert nun also das dritte Komplettalbum der ExperiMental Prog Metaller aus Ytre Enebakk im Akershus County nahe Oslo/Norwegen. Die neuen Tracks wurden in 43:11 Minuten eingespielt. Entgegen dem gestochen scharfen Cover Artwork wirkt der FLEURITY Sound zu Anfang noch verzerrt, leicht knarzig, stumpf und konturlos und das soll er wohl auch. Männliche, eher gesprochene denn gesungene rau-rauchige Vocalsequenzen, durchkreuzt von echt schrägen, neurotischen Loops, disharmonischen, zum Teil auch unrhythmischen Flötensounds und den ein oder anderen weiblichen Klargesangspassagen lassen den Geist des Abstrakten wiederstrahlen. Zweizz kleppert hierbei zumeist eher langsamere, unkonventionelle, bis total verspulte Rhythmen auf die Felle. Experimentierfreudig wie man ist, arbeiten FLEURETY ebenfalls gerne mit Sequenzern, die langgezogene, meist hohe und spitze Töne erzeugen, welche sich jedoch nicht zwangsläufig auffällig verhalten müssen, sondern zumeist eher im Hintergrund agieren. Man streut die unterschiedlichsten Instrumente, sowie musikalischen Stile in seine acht neuen Avantgarde Metal Kompositionen ein und obschon ich Experimentierfreudigkeit in aller Regel zu schätzen weiß, verhält sich dies im Falle der Norweger größtenteils doch etwas anders. Die merkwürdige, extrovertierte und extravagante drogenvernebelte Musik ist schon ganz schön kaputt und alles andere, als leicht verdauliche Kost. Dafür ist die Oper der ultimativen geistigen Divergenz einfach zu gewöhnungsbedürftig und durchwachsen.

Photo Credit: Trine & Kim Design Studio
Photo Credit: Trine & Kim Design Studio

Die ExperiMental Disease „The White Death“ ist mir in ihrem Stilmix dann doch zu zerfahren, zu unbeständig, teils regelrecht extraordinär und nebulös. Da vermischen sich schon mal Flöten oder jazzige Klänge mit einer Kakophonie an verschwurbelten kranken, gar neurotischen Klängen. Depressiv psychotisch bis absichtlich dilettantisch und über allen Maßen nervenzerreibend wirkt „The White Death“ bisweilen auf das geschundene, zerebrale Nervensystem ein. Das ist Musik aus der Opiumhöhle, für diejenigen, die bereits zum wiederholten Male das Jenseits geküsst haben. Schleppend, disharmonisch, neurotisch, psychotisch, krank. Und das teilweise bis zur Unerträglichkeit, wobei mich das gelungene, sechste Stück „Future Day“, auf seine leicht resignierend vorgetragene Art und Weise, gesangstechnisch ein klein wenig an die australischen Gothic/Avantgarde Jünger VIRGIN BLACK zu "Sombre Romantic" Zeiten erinnert. „The White Death” hat aber auch ein paar weitere Highlights zu bieten, die durchaus ihren Reiz auf mich ausüben. So ist die melancholisch kalte Düsterrock Nummer „The Ballad of Copernicus“ auf ihre kühle, abweisende Art durchaus atmosphärisch und ansprechend. Auch der geisteskranke Gesang („Lament of the Optimist“) unseres ganz speziellen Patienten - direkt vor der Medikamentenausgabe - hat etwas für sich. Der Track ist ansonsten aber echt schräg, durchgeknallt und verdammt disharmonisch. Bisweilen gar regelrecht anstrengend. „The White Death“ ist schon wirklich sehr speziell und muss sich seine Liebhaber wohl mühsam zusammensuchen. Wer jedoch von seinem letzten Sanatoriumsaufenthalt nicht genug bekommen konnte, der möge hier doch bitte blind und unerschrocken zugreifen.

Photo Credit: Trine & Kim Design Studio
Photo Credit: Trine & Kim Design Studio

https://de-de.facebook.com/thetruefleurety

 

Meine Wertung: 75/100

 

FLEURETY in der aktuellen Besetzung:

Svein Egil “Zweizz” Hatlevik – Lead Vocals, Drums, Synthesizer

Linn Nystadnes – Vocals

Filip Roshauw – Backing Vocals

Alexander Nordgaren – Guitar

Czral-Michael Eide – Bass/Vocals

Krizla – Flöte

 

Tracklist:

01. The White Death (07:49) 

02. The Ballad of Copernicus (06:15)      

03. Lament of the Optimist (03:50)

04. Trauma (03:53)      

05. The Science of Normality (06:01)      

06. Future Day (03:37)

07. Ambitions of the Dead (04:44) 

08. Ritual of Light and Taxidermy (07:02)

 

TT: 43:11 Minuten

 

Anspieltipps: The Ballad of Copernicus, Future Day, Ambitions of the Dead

 

The Ballad of Corpernicus:

 

Lament of the Optimist:




 

 

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