Streetdate: 25.08.2017 / Peaceville Records
Streetdate: 25.08.2017 / Peaceville Records

AKERCOCKE - Renaissance In Extremis

(Peaceville Records)

 

Avantgardistischer Neo-Prog/Rock/Death aus London gefällig? Dann seid ihr bei den 2016 von den Toten auferstandenen AKERCOCKE goldrichtig, denn der knapp 54-minütige Wechselbalg „Renaissance In Extremis“ hat es faustdick hinter den Ohren. Genauso extravagant wie ihr Bandname, der anscheinend keine näher erklärbare Bedeutung aufweist, ist auch ihre Musik. „Renaissance In Extremis“ ist erst der sechste Extrem Metal Output der einstmals bekennenden und praktizierenden britischen Antichristen, die sich im Jahre 1997 zu einer unheiligen Allianz verschworen, denn man lief von 2007 bis 2016 unter dem Banner „auf Halte“ und ließ nur wenig Aktivitäten zu. In einer Dekade der unerträglichen Ruhe, haben sich die Briten jedoch nicht irgendwo verlaufen oder gar in irgendetwas verrannt. Ganz im Gegenteil. AKERCOCKE haben eine Metamorphose aus sich heraus vollzogen und somit eine enorme Evolution durchgemacht. Ihr Sound anno 2017 ist vielleicht ein klein wenig ruhiger oder sagen wir besser: anders! Dafür aber noch detailreicher, noch verwirrender, noch genialer. Eine wahre „Renaissance In Extremis“!

 

Die bekennenden Satanisten sind für ihre komplexen Songstrukturen, ihren technischen Aufbau und die intelligente musikalische Architektur bekannt. Die unterschiedlichsten, meist unerwarteten Richtungswechsel, sowie die extraordinären Gesangseinlagen hat man nahezu perfekt in die düsteren bis psychedelisch kranken Soundlandschaften eingebettet. „Renaissance In Extremis“ ist zwar durchgehend experimentell und avantgardistisch gestaltet, aber auch immer klar durchstrukturiert. So finden neben den verschiedensten metallhaltigen Stilrichtungen, wie Prog Rock, Death, Black, Thrash, Speed oder Gothic auch die unterschiedlichsten nekrotischen, neurotischen bis psychotischen Gesangstypen Einzug innerhalb der einzelnen Tracks der wankelmütigen Briten. Harmonien reihen sich dabei an Disharmonien, bleiben wenn auch teilweise recht schräg, zumeist melodisch greifbar. Das vielschichtige „Renaissance In Extremis“ hat derart viel zu bieten, dass es schon mehrere Durchgänge braucht, um das neue Material in seiner Gänze zu absorbieren und zu begreifen, gerade weil Sänger und Gitarrist Jason Mendonca ein enorm breit gefächerte Gesangsrange besitzt, die er auch zur Gänze auszunutzen und harsch bis filigran, gar einfühlsam einzusetzen weiß. Da werden zu seichtem Gesang schon mal deftige Blastbeats kredenzt. Die Extrem Metal Fürsten aus dem Vereinigten Königreich machen auch vor Doom, Gothic, Avantgarde, Melancholie und spaciger Mystik nicht Halt und stopfen so ziemlich jede synapsensprengende Komponente in ihren musikalischen Erguss. Mal mimt „Renaissance In Extremis“ einen tosenden Orkan, mal ein laues Lüftchen, aber dann braut sich erneut ein Sturm zusammen, um mit seiner gegensätzlichen Allmacht den Schandfleck Mensch von der Erde zu fegen. Das sechste AKERCOCKE Opus erschafft nicht zuletzt dadurch seine ganz eigene unkonventionelle Dynamik.

 

Das elitäre Lifestyle Satanisten Five Piece hat auf „Renaissance In Extremis“ neun Tracks voll hässlicher Anmut und bestialischer Größe zusammengetragen. Megageniale Soli vereinen sich mit dissonanten Melodien, verzerrte Riffs werden mit einer nie dagewesenen Euphorie abgefeuert, während das niveauvolle Schlagwerk den Weg in oder aus dem jeweiligen Schlachtfeld ebnet. Von der Muse geküsst, ist „Renaissance In Extremis“ wahrliche Kunst an der (zugegebener Maßen stilistisch morbiden) Musik und wirkt auf das zentrale Nervensystem wie ein bewusstseinserweiternder, nichtstofflicher Suchtstoff. Freunde von ANAAL NATHRAKH oder IGORR können sich freuen, denn die Extremisten AKERCOCKE und ihr neuestes Verbrechen an der Menschheit „Renaissance In Extremis“ steht den vorgenannten Bands und ihren Outputs in nichts nach. Es sind aber auch gewisse Ähnlichkeiten zu OPETH, ENSLAVED oder VIRGIN BLACK zu erkennen. Das Ganze allerdings auf einem sehr eigenständigen Fundament. Die ausgeklügelten Arrangements, wie auch das Zusammenwirken der gesamten Rhythmusfraktion ist hierbei als schier genial zu bezeichnen. Wobei ich mich ganz klar für die erste Hälfte des Albums stark machen muss. Man sollte allerdings im Allgemeinen keinerlei Aversionen gegen stilistische Vielfalt auf engstem Raum verspüren. Den kranken Scheiß „Renaissance In Extremis“ hat übrigens niemand geringerer, als Neil Kernon (DEICIDE, NILE, USURPER) abgemischt.

 

www.akercocke.co.uk

https://de-de.facebook.com/akercockeofficial/

 

Meine Wertung: 86/100

 

AKERCOCKE in der aktuellen Besetzung:

Jason Mendonça – Guitars, Vocals

Paul Scanlan – Guitars

Nathanael Underwood – Bass

David Gray – Drums

Sam Loynes – Keyboards, Samples

 

Tracklist:

01. Disappear (07:02)

02. Unbound By Sin (04:25) 

03. Insentience (04:57)

04. First To Leave The Funeral (06:24) 

05. Familiar Ghosts (07:17) 

06. A Final Glance Back Before Departing (06:23) 

07. One Chapter Closing For Another To Begin (04:10) 

08. Inner Sanctum (04:13)

09. A Particularly Cold September (09:25)

 

TT: 54:16 Minuten

 

Anspieltipps: Disappear, Unbound By Sin, Insentience, First To Leave The Funeral, One Chapter Closing for Another to Begin

 

One Chapter Closing For Another To Begin:

 

Disappear:




 

 

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